Romania Gothica II
The Frontier World
Romans, Barbarians and Military Culture
The Romania Gothica Conference
Organising Committee:
Isabella Baldini (Bologna), Salvatore Cosentino (Ravenna), Cristina Delaplace
(Toulouse), Joan Pinar Gil (Barcelona), Tivadar Vida (Budapest)
ROMANIA GOTHICA II
The Frontier World
Romans, Barbarians and Military Culture
Proceedings of the International Conference at the Eötvös Loránd University,
Budapest, 1–2 October 2010
TIVADAR VIDA (ed.)
with assistance from
PHILIP RANCE
(English language editor)
and
ADRIEN BLAY, ISTVÁN KONCZ, LEVENTE SAMU
Eötvös Loránd University
Institute for Archaeological Sciences
Martin Optiz Kiadó
Budapest, 2015
The conference and this volume were supported by:
Hungarian Academy of Sciences
National Cultural Fund of Hungary
Eötvös Loránd University
ISBN 978-963-984-601-9
© Institute of Archaeological Science at the Eötvös Loránd University
H – 1088 Budapest, Múzeum krt. 4/B
© Martin Opitz Kiadó
© Editors, Authors, Translator 2015
All rights reserved. The Autors are responsible for the illustrations used in their studies
Front cover
Diptych of Stilicho as magister militum in chlamys with tunica
Museo del Duomo e Biblioteca Capitolare, Monza
Back cover
Stilicho’s sword with inlaid gemstone
(István Bóna: Das Hunnenreich. Corvina – Konrad Theiss Verlag:
Budapest-Stuttgart 1991, 34. Abb. 11.)
Cover design: Michelle Beghelli and Dr. Erika Vecchietti (BraDypUS, Bologna)
Layout and desktop editing: AbiPrint Kft., Budapest
Printed by: Kódex Könyvgyártó Kft., Budapest
CONTENTS
CONTENTS
VORWORT / FOREWORD
VIDA, TIVADAR:
”Gothia quod Romania fuisset”
9
ATHAULF UND SEINE ZEIT / ATHAULF AND HIS AGE
BRATOŽ, RAJKO
Athaulf zwischen Pannonien und Rom
15
RANCE, PHILIP
quam gentilitate appellant. The Philological Evidence for Germani in the Late Roman Army:
Germanic Loanwords in Roman Military Vocabulary
51
KISS, ATTILA P.
Per arma adoptio. Eine gotische Sitte in den frühmittelalterlichen schriftlichen Quellen
95
BARBARISCHE KRIEGER UND FÜRSTEN / BARBARIAN WARRIORS AND PRINCES
KAZANSKI, MICHEL
La tombe „princière” de l’époque hunnique à Conceşti et son contexte
historique et culturel
111
TEJRAL, JAROSLAV
Spätantike Körperbestattungen mit Schwertbeigabe
in römisch-barbarischen Grenzzonen Mitteleuropas und ihre Deutung
129
EGER, CHRISTOPH
Zur Deutung reich ausgestatteter Männergräber des mittleren 5. Jhs.
im Mittelmeerraum
237
SÖLDNER IM RÖMISCHEN UND BYZANTINISCHEN HEER / MERCENARIES IN THE ROMAN
AND BYZANTINE ARMY
MRÁV, ZSOLT
Maniakion − The Golden Torc in the Late Roman and Early Byzantine Army.
Preliminary Research Report
287
QUAST, DIETER
Zwiebelknopffibeln im Barbaricum nördlich der mittleren und unteren Donau
305
TÓTH, ENDRE
Typologie der nicht gegossenen Zwiebelknopfibeln
329
MIGRATION UND IDENTITÄT / MIGRATION AND IDENTITY
BIERBRAUER, VOLKER
Vom Schwarzmeergebiet bis nach Pannonien. Ethnische Interpretationsprobleme
am Ende des 4. und in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
365
5
LÓPEZ QUIROGA, JORGE
¿‘Barbares danubiens’ en Hispania au Vème siècle?
Gentes ‘étrangers’ et armées ‘romaines’ en Péninsule Ibérique
477
BARBAREN AUF RÖMISCHEM BODEN: WEGE DER INTEGRATION / BARBARIANS ON ROMAN
TERRITORY: METHODS OF INTEGRATION
KLEEMANN, JÖRG
Hospes: Archäologische Aspekte zur Integration von Barbaren in das römische Imperium.
Eine vergleichende Betrachtung zur Beigabensitte in gallischen
und pannonischen Provinzen
499
PINAR GIL, JOAN
A Note on Female Clothing in 5th-Century Southern Gaul
517
DE
VINGO, PAOLO
5th–Century Danubian foedera and foederati and their Consequences
for the Late Antique Roman Political-Institutional Framework
HARALAMBIEVA, ANNA
East Germanic Heritage on the Western Littoral of the Black Sea.
Bow-Brooches of the Types Szekszárd-Palánk and Udine-Planis as Archaelogical
Evidence
557
577
GRENZZONEN IN DEN PROVINZEN PANNONIA UND DACIA / FRONTIER ZONES
IN THE PROVINCES OF PANNONIA AND DACIA
TOMKA, PÉTER:
Eine römische Stadt und ihre barbarische Peripherie: Scarbantia
587
HEINRICH-TAMÁSKA, ORSOLYA—STRAUB, PÉTER
Zur Datierung und Deutung der Gräber und Gräberfelder des 5. Jahrhunderts
n. Chr. in Pannonia Prima und Valeria
617
IVANIŠEVIĆ, VUJADIN
The Danubian Limes of the Diocese of Dacia in the 5th Century
679
SPÄTANTIKE TRANSFORMATIONEN / LATE ANTIQUE TRANSFORMATIONS
VIRÁGOS, RÉKA
Post-Roman Landscape in Pannonia: 5th-Century Archaeological Sites
669
MILAVEC, TINA:
The 5th-Century Changes: the Glass Perspective
679
OTTOMÁNYI, KATALIN:
Veränderungen des Töpferhandwerks in der ersten Hälfte des 5. Jhs. anhand
der Keramik der Befestigung Visegrád-Gizellamajor
691
Abkürzungen/Abbrevations
741
Authoren/Authors
745
6
CONTENTS
Teilnehmer der Konferenz / Conference Participants:
Erste Reihe von links/ First row, from left:
Paolo de Vingo (Torino), Michel Beghelli (Trento/Mainz), Zuzana Loskotová (Brno), Jaroslav Tejral
(Brno), Philip Rance (München), Tivadar Vida (Budapest), Volker Bierbrauer (München), Eduard
Droberjar (Hradec Králové), Dieter Quast (Mainz), Joan Pinar Gil (Barcelona), Péter Tomka (Győr)
Zweite Reihe von links/ Second row, from left:
Bojan Dumanov (Sofia), Jörg Kleemann (Berlin), Éva Steigberger (Wien), Christoph Eger (Damaskus/
Berlin), Vujadin Ivanišević (Beograd), Réka Virágos (Budapest), Ágnes B. Tóth (Szeged/Budapest),
Attila P. Kiss (Szeged), Orsolya Heinrich-Tamáska (Leipzig), Zsolt Mráv (Budapest), János Ódor
(Szekszárd), Eszter Mitcsenkov-Horváth (Budapest), Toni Juárez Villena (Barcelona), Rajko Bratož (Ljubljana), Michel Kazanski (Paris), Jorge López Quiroga (Madrid), Péter Prohászka (Esztergom)
7
8
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
ZUR DEUT UNG REICH AUSGESTATTETER
MÄNNERGR ÄBER DES MIT T LEREN 5. JHS.
IM MITTELMEER R AUM
Christoph Eger
Zu den mehr denn je umstrittenen Fragen, die sich der frühgeschichtlichen Archäologie im Mittelmeerraum stellen, gehört die Deutung einzelner reich ausgestatteter Gräber aus der ersten Hälfte und Mitte
des 5. Jhs., die auf der Iberischen Halbinsel, in Nordafrika und in Italien ausgegraben wurden. Die
Verstorbenen, darunter sowohl Frauen als auch Männer, trugen Schmuck und Kleidungszubehör aus
Gold, manche Männer führten einen Teil ihrer militärischen Ausrüstung mit sich. Dieser Befund ist
deshalb so bemerkenswert, weil man zu dieser Zeit im westlichen Mittelmeerraum meist dazu übergegangen war, die Toten ohne Rücksicht auf ihren sozialen Stand beigabenlos zu bestatten oder ihnen
lediglich einzelne Schmuckobjekte, eine Münze oder ein Gefäß mit auf den Weg zu geben1. Aufmerksamkeit verdient aber nicht allein die Tatsache, dass bestimmte Gräber von dieser Regel abweichen
und der Tote in prächtiger Kleidung und - als Mann - mit Waffen bestattet wurde, sondern auch ein
Teil der Beigaben selbst: Manches wirkt im regionalen Umfeld ungewöhnlich und geradezu fremd, hat
jedoch Parallelen in zum Teil weit entlegenen (Rand-) Gebieten des Mittelmeerraumes.
Handelt es sich bei den Bestatteten, wie man lange annahm, um Angehörige barbarisch dominierter
Gentilverbände, mithin also um einen sehr konkreten archäologischen Niederschlag jener großen Migrationen, die seit dem späten 4. Jh. fremde Bevölkerungsgruppen in den westlichen Mittelmeerraum
spülten, oder sind es, wie vor wenigen Jahren ausführlich dargelegt wurde2, Angehörige einer mittels
archäologischer Kriterien ethnisch gar nicht näher aufzuschlüsselnden spätrömischen Militäraristokratie, welche gleichermaßen reichsrömische als auch gentile Eliten umfasste und durch eine überregional verbreitete Mode und eine ähnliche Bestattungs- und Beigabensitte auffiel, deren Entstehung
sich vornehmlich einem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis des neuen militärischen Dienstadels
provinzialrömischer und barbarischer Herkunft verdankte? Waren also Kleidung, Beigaben und Beigabensitte nicht ethnisch determiniert, sondern gewissermaßen Kennzeichnen eines „cultural turn“,
der den Aufstieg einer neuen sozialen Gruppe des Römischen Reichs und seiner nördlichen Peripherie
begleitete?
Beide Positionen stützen sich, soweit es um die Bodenfunde geht, auf das gleiche methodische
Rüstzeug: eine formenkundlich-chronologische und chorologische Analyse, um eine barbarische bzw.
germanische oder römische Herleitung der Funde anhand der Typogenese und Fundverbreitung zu
erweisen, und eine vergleichende Analyse der Kleidungs- und Begräbnissitten, die ebenfalls auf ihre
Herkunft und Verbreitung hin untersucht werden. Dennoch könnte das Ergebnis nicht gegensätz-
1
2
Der vorliegende Beitrag beruht auf meinem im Oktober 2010 in Budapest gehaltenen Vortrag. Seitdem erschienene Literatur konnte bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr eingearbeitet werden. – Soziale Unterschiede wurden vornehmlich
in der Grabkonstruktion und Lage des Grabes sichtbar, zum Teil auch in der Wahl eines kostbaren Textils, wie Reste von
Goldlahn in manchen ansonsten beigabenlosen Gräbern zeigen. Ob die Leichen generell mit einem zu Lebzeiten getragenen Gewand bekleidet waren, wobei dann offenbar auf metallenes Zubehör und Schmuck verzichtet wurde, oder sie
schlichte Totengewänder trugen und in Leichentücher gehüllt wurden, ist von der Forschung noch nicht ausreichend
geklärt worden, vgl. dazu jetzt für den Trierer Raum Reifarth 2013. – Überblick zur Grab-, Bestattungs- und Beigabensitte
im westlichen Mittelmeerraum bei Bierbrauer 2003; Südspanien: FlÖrchinger 1998; Italien: Riemer 2000; Nordafrika: Eger
2009; Eger 2012.
von Rummel 2007, bes. 386–400; vgl. auch von Rummel 2008, 157–164; von Rummel 2009. – Seitdem hat von Rummel noch
mehrfach zur Deutung barbarischer Kleidung und Grabfunde geäußert, ohne dass sich die dort vorgetragene Meinung
substanziell von seiner 2007 erschienenen Arbeit unterscheidet. Diese bliebt daher im nachfolgenden Beitrag der maßgebliche Bezugspunkt.
237
CHRISTOPH EGER
Abb. 1.
Karte des Mittelmeerraumes mit Lage der drei Gräber: 1 Pax Julia/Beja, Portugal; 2 Capraria/Capraia,
Italien; 3 Thuburbo Maius/Henchir Kasbat, Tunesien.
licher lauten, weil unterschiedliche Modellvorstellungen über die Ausbreitung frühgeschichtlicher
Sachkultur und abweichende Ansichten über Wesen und Identität der spätantiken Personenverbände
die Analysen konditionierten. Bleiben wir bei der Auswertung der Bodenfunde, so gewinnt man allerdings den Eindruck, dass sich der Blick mitunter zu sehr auf die zur Debatte stehenden Grabinventare
verengt. Eine weiträumigere Kontextualisierung der Funde und Befunde scheint notwendig, welche
die zeitgleiche Sachkultur und das Brauchtum in den unterschiedlichen Regionen des Mittelmeerraumes und der angrenzenden nördlichen Peripherie stärker einbezieht, um die in der Diskussion
eingebrachten Begriff alt und neu bzw. innovativ, fremd und einheimisch, barbarisch, germanisch,
reiternomadisch, hunnisch und (provinzial-)römisch oder -byzantinisch präziser zu fassen.
Mit dem Kriegergrab von Pax Julia/Beja im südlichen Portugal, dem Kriegergrab am Hafen von Capraria/Capraia auf der kleinen gleichnamigen italienischen Insel und dem Grab des vandalischen Vornehmen Arifridos, der in der Tempelkirche von Thuburbo Maius/Henchir Kasbat im nördlichen Tunesien seine letzte Ruhe fand, stehen nachfolgend drei Gräber männlicher Individuen im Vordergrund, die
zu den erwähnten, mit goldenen oder vergoldeten Beigaben ausgestatteten Gräbern gehören und in
der Diskussion um die Interpretation frühvölkerwanderungszeitlicher Grabfunde im Mittelmeerraum
zuletzt eine zentrale Rolle spielten (Abb. 1)3.
3
Alle drei Gräber wurden unter je verschiedenen thematischen Schwerpunkten exemplarisch von Ph. von Rummel analysiert von Rummel 2007, 337–353.
238
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
DIE GR ABBEFU NDE
Das Grab des Kriegers von Pax Julia/Beja wurde
im späten 19. Jahrhundert zufällig bei Bauarbeiten für den städtischen Friedhof am Konvent
Sta. Clara nordwestlichen der antiken Stadt, extra
muros, gefunden und ausgehoben (Abb. 2)4. Offenbar handelte es sich um ein rechteckig (aus
Stein- oder Ziegelplatten?) eingefasstes Grab mit
dachförmigem Aufbau aus tegulae, das inmitten
einer antiken Nekropole lag, von der allerdings
kaum etwas bekannt ist. Die Grabbeigaben wurden
zunächst von privater Seite erworben und dann an
das Museum von Belém (heute: Museu Nacional de
Arqueologia in Lissabon-Belém) und das Museum
von Beja veräußert. Die schwierige Fundgeschichte
hat dazu geführt, dass weder über die genaue Abb. 2. Lageskizze des Kriegergrabes von Pax Julia/
Zusammensetzung noch hinsichtlich der Frage,
Beja, Portugal, mit der römischen und mittelalterlichen Stadtmauer und den Hauptob das Inventar überhaupt vollständig überliefert
einfallstraßen. Schwarzer Punkt: Kriegerwurde, Klarheit besteht. Nach den Recherchen von
grab. Ohne M.
K. Raddatz und G. G. König gilt es heute als ausgemacht, dass ein langes zweischneidiges Schwert
mit Parierstange, ein goldgefasster Solitär, eine Schnalle mit cloisonnéverziertem Bügel und Beschlag
und eine beschlaglose, ebenfalls cloisonnéverzierte Schnalle aus dem Grab stammen (Abb. 3–4)5.
Auf das Grab des Arifridos war man 1920 bei systematischen Ausgrabungen der franco-tunesischen Antikendirektion in einem - wohl nachträglich - abgetrennten Vorraum des südlichen Seitenschiffs der Kirche im ehemaligen Baal-Tanit-Tempel gestoßen (Abb. 5a)6. Seine Lage war durch einen
ebenerdigen Mosaikepitaph angezeigt worden, dessen Inschrift „Arifridos in p[ace] vixit annos XX[...]
depositus die[...] idus Novemb[res]“ lautet (Abb. 5b)7. Die eigentliche Gruft befand sich knapp 1 m unterhalb des Mosaikepitaphs und war von Steinplatten abgedeckt. Sehr wahrscheinlich hatte man den
Verstorbenen in einen Holzsarg gebettet, von dem sich allerdings nur elf Eisennägel mit anhaftenden
Holzresten erhalten haben. Ferner wurden in dem Grab angetroffen: eine Ovalscheibenfibel aus Gold
mit einem gefassten, facettierten Bandachat, zwei kleine Schnallen aus Gold mit einem D-förmigem
Beschlag mit Granatcabochon sowie eine heute nicht mehr auffindbare bronzene Schnalle ähnlicher
Form, deren Stein- oder Glaseinlage ausgefallen ist (Abb. 6) 8. Aufzeichnungen zur Lage der Objekte im
Grab oder eine Abbildung vom Grabinnern fehlen.
Der Grabfund von Capraria/Capraia wurde 1988 entdeckt. Bauarbeiten am Hafen von Capraia
machten seit 1983 mehrere Notgrabungen notwendig, bei denen Baustrukturen des 1. bis 5. Jhs. zutage
kamen, die offenbar zu einer villa maritima gehören (Abb. 7). Für die frühchristliche Zeit vermuteten die
Ausgräber eine Umwandlung der Villa in einen auch aus den Schriftquellen bekannten monastischen
4
5
6
7
8
Zu den spärlichen Informationen über den Befund und Kontext des Grabes vgl. KÖnig 1981, 346–352; von Rummel 2007,
342f.; Palma Santos 2008.
Jüngst zählte A. I. Palma Santos eine weitere Schnalle mit rundem Cloisonné-Beschlag zum Inventar (Palma Santos 2008,
364f.), die zuvor von König aus dem Inventar ausgeschieden wurde und ihm zufolge von unbekanntem Fundort aus Galizien stammt (KÖnig 1981, 347–349; Taf. 52d).
Poinssot 1921; Poinssot–Lantier 1934; KÖnig 1981, 311f. Abb. 6d; von Rummel 2007, 337f.; Aillagon 2008, 334–336 (T. Ghalia); zur Lage in der Kirche vgl. KÖnig 1981, 332 Abb. 11.
Zum Mosaikepitaph Poinssot 1917, 129f. Nr. 46; KÖnig 1981, Taf. 48c; zuletzt mit Farbabbildung: Badisches Landesmuseum
Karlsruhe 2009, 363 Nr. 305 (T. Ghalia).
KÖnig 1981, 311 Abb. 6d; von Rummel 2007, 340 Abb. 46; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 306 (Ch. Eger).
239
CHRISTOPH EGER
Abb. 3.
Kriegergrab von Pax Julia/Beja, Portugal. Schnallen und
Zierknopf der Schwertperle. Ohne M.
Abb. 4.
Kriegergrab von Pax Julia/Beja, Portugal. Grabinventar.
1 M. ca. 1:5; 1a M. 1:2,5; 1b M. 1:2; 2–4 M. 2:3.
Komplex9. Auf eine bis heute währende Kultkontinuität vor Ort deutet die über den antiken Ruinen
errichtete Kirche S. Maria Assunta, in deren nächster Umgebung u. a. zwei Gräber des 5. Jhs. zutage
kamen. Außer einem beigabenlosen Amphoragrab zählt hierzu ein bei der Verlegung eines Telefonkabels an der Via dell´Assunzione nordöstlich der Kirche angetroffenes Steinplattengrab10. Die mit tegulae
abgedeckte Gruft enthielt das Skelett eines erwachsenen, 1,74 m großen Mannes von 25 bis 30 Jahren11,
der mit seinem Zubehör bestattet worden war. Es fanden sich eine große und eine kleine Schnalle mit
jeweils hochrechteckigem, einlageverziertem Laschenbeschlag, ein Schwert und ein Messer (Abb. 8)12.
Leider fehlen auch für dieses Grab eine zeichnerische oder fotografische Befunddokumentation sowie
Angaben zur Lage der Beigaben im Grab.
Barbarische Elite oder rÖmische Militäraristokratie
Obwohl alle drei Gräber in ganz unterschiedlichen Regionen des westlichen Mittelmeerraums zutage
kamen, weisen sie durch die Art und Weise ihrer Bestattung bestimmte Gemeinsamkeiten auf. Sie
lagen innerhalb spätantiker Nekropolen, heben sich jedoch hinsichtlich ihrer Beigaben deutlich von
9
10
11
12
Ducci–Ciampoltrini 1991, 53f.
Zur knappen Beschreibung des Grabes vgl. Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 369f.
Zur anthropologischen Analyse E. Bedini in: Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 373–376.
Zum Inventar und der Interpretation des Grabfundes Ducci–Ciampoltrini 1991, 54–59; Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992,
370–372.
240
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
B
A
Abb. 5.
A Thuburbo Maius/Henchir Kasbat, Tunesien. Kirche im Baal-Tanit-Tempel mit Lage der beiden vandalischen Bestattungen. B Mosaikepitaph des Arifridos.
den übrigen Gräbern ab, soweit sich das rekonstruieren lässt13. Nur in Thuburbo Maius wurde ein weiteres, in seiner Ausstattung mit goldenem, teilweise fremd wirkendem Zubehör vergleichbares Grab
einer Frau gefunden, das in geringer Entfernung von demjenigen des Arifridos im Atrium der Kirche
angelegt worden war (Abb. 5a)14.
Die drei Gräber können anhand des persönlichen Zubehörs und der Waffen in das zweite Viertel bis mittlere Drittel des 5. Jhs. datiert werden, wobei das Grab von Beja etwas älter sein dürfte als
dasjenige von Capraia15. Die Zeitspanne fällt in die frühe Phase der Völkerwanderungszeit, und die
Vorstellung, dass die Bestatteten im Rahmen von militärischen Operationen oder Bewegungen barbarisch dominierter Personenverbände in den Mittelmeerraum „zugewandert“ sind, bestimmt denn
tatsächlich auch seit längerem die Interpretation dieser Gräber. Der Krieger von Beja gilt als Vandale
oder – mit anderer feinchronologischer Gewichtung – als westgotischer Krieger16. In Arifridos sieht die
Forschung einen vandalischen Vornehmen, wobei in diesem Fall eine barbarische Herkunft zusätzlich
13
14
15
16
Die Befundlage und Dokumentation der Nekropolen ist wenig befriedigend, vgl. weiter oben. Für Thuburbo Maius liegt
zumindest ein Plan vor, der auf zahlreiche weitere Bestattungen unmittelbar nördlich der Kirche hinweist (Merlin 1912,
359 Abb. 1).
KÖnig 1981, 310–312 Abb. 6a–c; 332 Abb. 11; de Cacan de Bissy–Petit 1982, 194 (L. Ennabli); Schulze-DÖrrlamm 1986, 640
Abb. 50; Eger 2012, 361 Nr. 2–3, Taf. 5,18–19; 20,1–6.
Zur Datierung des Grabfundes von Pax Julia/Beja vgl. KÖnig 1981, 351f.; Kazanski 2001, 403; Pinar–Ripoll 2008, 116f. – Thuburbo Maius/Henchir Kasbat: KÖnig 1981, 323f.; Quast 1999a, 116; von Rummel 2007, 338; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 306 (Ch. Eger). – Capraria/Capraia: Ducci–Ciampoltrini 1991, 56; von Rummel 2007, 352.
Vgl. von Rummel 2007, 344f. mit Überblick zu den älteren Vorschlägen; Palma Santos 2008, 364: westgotisch; Badisches
Landesmuseum Karlsruhe 2009, 145 Nr. 113 (A. Wenzel): Grabfund dem frühen ostgermanischen Horizont zugewiesen,
Verbindung mit Vandalen, Alanen und Sueben nicht ausgeschlossen.
241
CHRISTOPH EGER
Abb. 6.
Thuburbo Maius/Henchir Kasbat, Tunesien, Grabinventar des Arifridos. M. 2:3.
durch die Nennung des germanischen Namens Arifridos in der Mosaikinschrift abgesichert scheint17.
Für den Krieger von Capraia wurde von den Ausgräbern nach Analyse des Grabinventars und der
Beigabensitte eine fränkische oder alamannische Herkunft erwogen. Möglicherweise handele es sich
um einen Angehörigen der Armee des Avitus, die 455 von Südgallien aus nach Rom einschiffte und
bekanntermaßen vorwiegend aus Söldnern westgermanischer Herkunft bestand18.
Das seit längerem bevorzugte „ethnische“ respektive „migrationistische“ Interpretationsmodell ist
jedoch in den letzten fünfzehn Jahren zunehmend auf Ablehnung gestoßen. Die Kritik wurde zum
einen von grundsätzliche Überlegungen a) zum Wesen der Ethnizität, b) zur Methodik der ethnischen
Deutung in der Archäologie und c) zu den historischen Grundlagen bestimmt, und zum anderen von
einer Neuinterpretation der archäologischen Hinterlassenschaften und ihrer kulturellen Verortung.
In der deutschsprachigen Forschung verbindet sich eine umfassende Kritik mit dem Namen S. Brathers, der in seinem 2004 erschienenen Buch „Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen
Archäologie. Geschichte, Grundlagen und Alternativen“19 darlegte, dass die Suche nach ethnischer
Identität im archäologischen Fundmaterial zum Scheitern verurteilt sei, weil ihr durch die Ergebnisse
der modernen ethnologischen und soziologischen Forschung zu Ethnos und ethnischer Identität die
methodischen Grundlagen entzogen worden seien und seitens der modernen Geschichtsforschung
auch die historischen Grundlagen. So lasse die heterogene und wechselhafte Zusammensetzung der
spätkaiserzeitlichen und frühmittelalterlichen gentes an der – lange Zeit hindurch unterstellten – überragenden Bedeutung ethnischer Identität für die Angehörige der Personenverbände zweifeln. Es sei
kaum davon auszugehen, dass sich in den Bestattungsbräuchen, in der Kleidung des Toten und erst
17
18
19
Zu den älteren Deutungen von Rummel 2007, 338f.; Aillagon 2008, 334–336 (T. Ghalia): vandalisch; Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2009, 363 Nr. 306 (Ch. Eger): vandalisch. – Zweifel an der Aussagekraft des Namens für eine barbarische
Identität bei Merrills/Miles 2010, 86f.
Ducci–Ciampoltrini 1991, 59; Ducci–Ciampoltrini–Bedini 1992, 371; vgl. dazu von Rummel 2007, 352.
Brather 2004. Speziell zur Frage von Kleidung und Grabfunden: Brather 2008.
242
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
recht nicht in einzelnen Beigaben primär ethnische Zugehörigkeit widerspiegele. Auch auf internationaler Ebene
mehrte sich in den letzten Jahren die Kritik an der ethnischen Deutung archäologischer Funde und Befunde, wie
allein drei jüngst zum Thema erschienene Kongressbände
belegen20. Seitens der italienischen Forschung sei stellvertretend C. La Rocca genannt, die schon seit längerem eine
ethnische Interpretation der ostgotischen und langobardischen Grabfunde zurückweist und ihre Einwände zuletzt am Beispiel der Frauengräber vorgetragen hat21. Der
Grundtenor aller vorgebrachten Einwände ist ein ähnlicher und wurde jüngst von Cs. Bálint in einem Beitrag
zur ethnischen Frage im Karpatenbecken und dem eurasischen Raum auf den Punkt gebracht: Er sprach schlicht
von „the ethnic irrelevance of the archaeological material“ und von einem „lack of connection between ethnicity
and the archaeological remains.“22
Ethnische Deutung als Suche
nach der kulturellen Verortung der Bestatteten
Ziel des vorliegenden Beitrages ist keine Auseinandersetzung mit der generellen Kritik an der ethnischen
Deutung, den methodologischen und historischen Argumenten, obwohl dies notwendiger denn je erscheint, weil
Abb. 7. Capraria/Capraia, Italien. Plan der
manche Kritik zu undifferenziert ausfällt oder auch auf
antiken Gebäudestrukturen (B KrieMissverständnissen beruht. So wird öfters von Gegnern
gergrab).
wie Befürwortern die ethnische Deutung mit der Suche
nach ethnischer Identität gleichgesetzt. Ein gutes Beispiel
hierfür liefert die oben zitierte Bemerkung Bálints über den fehlenden Zusammenhang von archäologischen Überresten und Ethnizität. Tatsächlich ist die ethnische Deutung ein Verfahren, das in erster
Linie Grabbefunde anhand bestimmter Merkmale der Sachkultur und des Brauchtums – namentlich
aus den Bereichen Kleidung (-szubehör) und Totenbrauchtum – umschreiben und nach Möglichkeiten
mit historisch bekannten Gesellschaften in Beziehung setzen möchte, ohne dass sichere Aussagen
darüber getroffen werden, welche Bedeutung diese Merkmale und Besonderheiten im Bewusstsein
der bestatteten Personen hatten. Es handelt sich also um eine „äußere“ Beschreibung von typischen
Merkmalen, die Personen (-verbände) von ihrer Umgebung abheben. Im Vordergrund steht also die
kulturelle Verortung im Raum-Zeit-Gefüge. Dass häufig genug die dabei feststellbaren Grenzen sehr
viel weiter gezogen werden müssen und nicht die wünschenswerte Schärfe aufweisen, um einzelne
Ethnien voneinander zu scheiden, unterstreicht diesen Unterschied zwischen „ethnographischer“ Interpretation und ethnischer Identität. Gerade im 5. Jh. sind seitens der Archäologie nur größere Einheiten befriedigend voneinander abzusetzen, darunter die „(ostgermanisch-)donauländische“ Kultur
des Mitteldonauraums, die eine ganze Anzahl von gentes umfasst23. Eine nähere Ansprache scheint
dann möglich zu sein, wenn sich einzelne, namentlich bekannte Verbände in geographisch weit ent20
21
22
23
Pohl–Mehofer 2010; QuirÓs Castillo 2011; Ebanista–Rotili 2011.
La Rocca 2011.
Bálint 2010, 161, 164. – Allerdings sah Bálint die archäologische Kultur mit einer von politischen Grenzen diktierten kulturellen Identität verbunden, die mit dem Schicksal der politischen Einheiten stehe und falle: Bálint 2010, 166.
Dazu ausführlich Bierbrauer 2008.
243
CHRISTOPH EGER
fernte und kulturell andersartige Gebiete begeben und noch nicht vollständig akkulturiert bzw. assimiliert sind24.
Der vorliegende Beitrag beschränkt sich
auf Aspekte der archäologischen Fund- und
Befundinterpretation und untersucht, ob die
die kulturellen Besonderheiten bzw. die Verbreitung bestimmter archäologischer Phänomene im 5. Jh. sinnvoll mithilfe einer ethnischen Deutung im zuvor geäußerten Sinn
und der Migration von Personen(-verbänden)
zu erklären sind, oder ob alternative Überlegungen weiterführen, die sich an den Paradigmata eines „spatial turn“ bzw. „cultural
turn“ orientieren. Diese Alternative zog Ph.
von Rummel für die von ihm als „Prunkgräber“ bezeichneten Bestattungen des 5. Jhs.
aus dem Mittelmeerraum vor25. Seiner Meinung nach spiegele sich in der Grabausstattung nicht die barbarische, fremde Herkunft
der Bestatteten, sondern eine neue Form des
gesteigerten
Repräsentationsbedürfnisses
der spätrömischen Militärelite. Dahinter
steht ein dichotomisches Bild der führenden
Gesellschaftsschichten des Weströmischen
Reichs, dessen Innenpolitik im 5. JahrhunAbb. 8. Capraria/Capraia, Italien. Grabinventar des Kriedert durch die wachsende Rivalität zwischen
gergrabes. 1–3 M. 2:3; 4 ca. 1:4.
neuer Militärelite und alter Senatsaristokratie geprägt worden sei. Dem starken, von den
überkommenen Bildungs- und Erziehungsidealen, der paideia, geprägten Selbstverständnis der Senatoren habe die Militäraristokratie wenig entgegenzusetzen gehabt, weshalb sie auf neue, identitätsstiftende Repräsentationsformen setzte: Unter
den weiblichen Angehörigen begann sich eine zuvor im spätrömischen Reich unbekannte Kleidungsweise mit paarig an den Schultern getragenen Fibeln, oft mit einer metallenen Gürtelschließe kombiniert, durchzusetzen. Gleichzeitig sei man zu glanzvollen Bestattungszeremonien übergegangen, bei
der der Tote in vollem Ornat, d. h. mit angelegtem Schmuck und Zubehör aufgebahrt wurde: Frauen
in der beschriebenen Kleidung, Männer, also Offiziere und Generäle, in ihrem militärischen Dienstkostüm mit cingulum und gegebenenfalls auch mit Mantelfibel und Waffe. Von Rummel sah in den Bestatteten typische Vertreter der spätrömischen Militärelite, deren Kleidungszubehör und Waffen er als
im weitesten Sinne römisch kennzeichnete. Das sich hinter dem ein oder anderen auch ein Germane,
wie etwa Arifridos, verberge, wird von ihm nicht geleugnet. Doch sei die neue Bestattungs- und Klei-
24
25
Dass sich aus der heterogenen Zusammensetzung der Verbände, der begrenzten archäologischen Quellenlage und den
unterschiedlichen Modellen zur Ausbreitung und Verbreitung von Sachformen und kulturellen Merkmalen weitere Probleme im Zusammenhang mit der ethnischen Deutung ergeben – als Stichwort ist hier die strittige Frage der personalen
Mobilität genannt –, sei hier nur angedeutet.
von Rummel 2007, bes. 386–406. Ob gerade bei den vorliegenden drei Gräbern von Prunkbestattungen bzw. -gräbern gesprochen werden kann, ist allerdings zweifelhaft. S. dazu weiter unten.
244
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
dungsweise eher zufällig von den Vandalen und Alanen in Nordafrika etabliert worden, weil diese
eben in der fraglichen Zeit die spätrömische Militärelite in der Diözese Africa gebildet habe26.
Eine andere, vermittelnde Position zwischen dieser und der ethnischen Deutung bezog D. Quast
in einem anregenden Beitrag zu den völkerwanderungszeitlichen Prunkgräbern: So hielt er die Frage,
wer in den Prunkgräbern bestattet war – krisengeschüttelte lokale Oberschichten oder Zuwanderer
– „nicht endgültig für entschieden“; aber er betonte, dass das Bestattungszeremoniell mit reicher Beigabenausstattung wohl vornehmlich von der barbarisch geprägten militärischen Eliten und ihrem
Umfeldes verstanden und befördert worden sei: „In sich verändernden bzw. sich neu entwickelnden
politischen Situationen demonstrierten einzelne Familien durch reiche Grablegen ihre herrschaftlichen Ansprüche.“27 Hier wurde einerseits von einer allzu stark auf das Gegensatzpaar römisch-germanisch oder römisch-barbarisch aufbauenden ethnischen Deutung abgerückt und andererseits doch
das Andersartige, zum Teil Fremde der Bestattungs- und (weiblichen) Kleidungssitte und manches
Sachgutes hervorgehoben. Freilich steht bei Quast die Frage der Adaption stärker im Vordergrund, die
nicht von vorneherein auf die eine oder andere ethnische Gruppe festgelegt wird.
Als zentrales Thema erweist sich somit die kulturelle Verortung dieser Elite anhand der archäologischen Sachformen sowie der Sitten und Gebräuche. Beides kann wichtige Hinweise auf die Herkunft und Zusammensetzung der Elite liefern. Aber was lässt sich im 5. Jahrhundert überhaupt als
barbarisch oder vielleicht sogar genauer als (ost-)germanisch oder reiternomadisch und was als römisch oder mediterran bezeichnen? – Während die Forschung inzwischen sehr vorsichtig mit einer
barbarischen oder germanischen Zuschreibung geworden ist oder diese ganz meidet, wird mit den
Attributen „römisch, byzantinisch, mediterran“ oft leichtfertig umgegangen. So versuchte beispielsweise von Rummel, alle Artefakte der vorliegenden Grabfunde als „römisch“ oder „mediterran“ zu
kennzeichnen und zwar im Sinne einer circummediterranen, nicht weiter differenzierbaren Verbreitung. Es handele sich entweder um typische Accessoires des reichsrömischen Militärs oder aber um
Modeerscheinungen, die sich schnell im gesamten Reichsgebiet ausbreiteten28.
Nachfolgend wird daher explizit zu prüfen sein:
1) Sind alle Funde der drei vorliegenden Männergräber als im weitesten Sinn römisch zu charakterisieren und gehörten sie zur geläufigen Ausrüstung des römischen Militärs im 5. Jh.? – Dass
gerade auf die zweite Teilfrage keine abschließende Antwort möglich ist, bedarf wohl kaum
weiterer Erläuterung. Um hier zu tragfähigen Ergebnissen zu gelangen, wäre eine umfassende
Studie zur Herkunft der Rekruten und Ausrüstung der spätrömischen Armee des 5. Jhs. erforderlich. Das ist, besonders für den Zeitraum nach 430, ausgesprochen schwierig29.
2) Lassen sich die beigabenführenden Gräbern des frühen bis mittleren 5. Jhs. übereinstimmend
als Prunkbestattungen und besonderes Phänomen der weströmischen Militärelite bezeichnen?
– Hier ist zum einen die soziale Wertigkeit der einzelnen Bestattungen zu überprüfen, zum anderen die Bestattungs- und Beigabensitte des 5. Jhs. im Mittelmeerraum anhand von Fallbeispielen in den Blick zu nehmen.
26
27
28
29
Vgl. von Rummel 2007, 400: „Ein Frauengrab wie etwa jenes von Karthago-Koudiat Zâteur kann in diesem Sinn als bewusste Demonstration von Angehörigen der spätrömischen Militärelite, die im Vandalenreich identisch mit ´den Vandalen` ist,
angesehen werden.“
Quast 2009, 378.
Vgl. von Rummel 2007, 192, 292, 310; 331, 400, 404.
Ohne eingehendere Betrachtung auch bei von Rummel 2007 (vgl. seine kurzen Bemerkungen: von Rummel 2007, 121, 155,
181, 230, 386, 392), obwohl dies essentiell für seine Thesen gewesen wäre. – Zur römischen Armee des 5. Jhs. aus historischer Sicht: Whitby 2000; Richardot 2005, 70–73, 323–347; Erdkamp 2007, 477–531; Le Bohec 2010, 243–260. Zum diffizilen
Foederatenbegriff im 5. Jh. vgl. Scharf 2001, 26–35. – Wie die Ausrüstung und das Zubehör der römischen Truppen auf
reichsweiter Ebene nach dem ersten Drittel des 5. Jhs. aussahen, liegt weitgehend im Dunkeln und kann nicht als bekannt
vorausgesetzt werden.
245
CHRISTOPH EGER
RÖmisch oder barbarisch, einheimisch oder fremd –
ZubehÖr und AusrÜstung der Gräber
1. Die Schwerter
Sowohl die Spatha aus Beja als auch diejenige aus Capraia wurden in der Vergangenheit als Fremdformen interpretiert, die aus einer anderen Region des römischen Reichs bzw. von außerhalb der Reichsgrenzen stammen. Nach kritischer Überprüfung der angeblich für eine Fremdherkunft sprechenden
formenkundlichen Merkmale sah von Rummel sich zu einer gegenteiligen Bewertung berechtigt. So
kam er zu dem Schluss, dass beide Blankwaffen letztlich als mediterrane bzw. römische Waffen gelten
könnten, die keine Aussage über einen fremden kulturellen Habitus oder gar eine fremde Herkunft
des Kriegers erlauben.Die Spatha von Beja zeichnet sich durch ihre besondere Länge bei vergleichsweise schmalem Blatt, eine lang ausgezogene Spitze und durch die massive eiserne Parierstange mit
einem Zierblech aus einreihigen Zelldekor aus. Ein loses Metallfragment wurde von G. König als Rest
des massiven Knaufs erkannt und in der Rekonstruktionszeichnung des Griffteils berücksichtigt (Abb.
3,1a–b)30. Das Nationalmuseum in Lissabon hat allerdings bis heute darauf verzichtet, das Stück am
Original anzusetzen31. Zum Zubehör des Schwerts dürfte außerdem ein goldgefasster Cabochon zählen, der erstmals von H. Dannheimer als magischer Schwertanhänger gedeutet wurde (Abb. 3,3; 4,3)32.
Lange Zeit galt eine östliche Herkunft der Schwerter mit breiter, verzierter oder unverzierter Parierstange als sicher, die nach Menghin als „pontischer Typ“ (mit Cloisonné-Verzierung) und „asiatischer
Typ“ (ohne Cloisonné-Verzierung der Parierstange) benannt werden33. Zu diesem Ergebnis kam auch
B. Anke, wobei er den Ursprung der breiten Parierstange im eurasiatischen Steppenraum wahrscheinlich machen konnte34. Die Zusammenstellung der völkerwanderungszeitlichen Exemplare zeigt zwei
deutliche Schwerpunkte einerseits im nordöstlichen Schwarzmeerraum und dem Kaukasusvorland,
wo Exemplare mit Cloisonné-Verzierung überwiegen, und andererseits im Karpatenbecken, wo fast
ausschließlich Schwerter mit unverzierter, massiv eiserner Parierstange vorkommen (Abb. 9)35. M. Kazanski wies jedoch darauf hin, dass wenigstens die Exemplare mit cloisonnéverzierter Parierstange
einem deutlichen mediterranen Einfluss unterliegen würden, den er u. a. an den Dekorformen des
Zellwerks festmachte36. Darauf aufbauend suchte von Rummel den Nachweis zu führen, dass es sich
bei den Schwertern mit cloisonnéverzierter Parierstange durchaus um römische Waffen handeln könne, die - wie in Beja - „nicht als fremd aufgefallen [wären].“37 In diesem Zusammenhang verwies er
darauf, dass bereits in der mittleren Kaiserzeit Schwerter mit Parierstangen im römischen Reich bekannt waren. Dabei handelt es sich aber um massive, relativ kurze, kaum über die Klingenbreite hinausgehende Parierstücke, die nur in Verbindung mit Ringknaufschwertern vorkamen und nach dem 3.
Jh. nicht mehr nachweisbar sind38. Ferner folgte er der chronologischen Einschätzung Kazanskis, der
die Spathen von Pannonhalma und Beja zu den ältesten Exemplaren mit cloisonnéverzierter Parierstange rechnete, „was [...] eine Rückführung auf ältere Vorgänger im Osten unmöglich macht.“ Eine
30
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38
KÖnig 1981, 348 Abb. 20, Taf. 51; vgl. auch Miks 2007, 543 A43, Taf. 143,A43 (Wiedergabe einer älteren Zeichnung ohne den
von König rekonstruierten Knauf).
Ohne Knauf wurde die Spatha zuletzt auch in der großen Völkerwanderungszeit-Ausstellung in Venedig präsentiert:
Aillagon 2008, 365 Abb. e.
Dannheimer 1961, 466f. Abb. 1,3a–c.
So grundlegend Werner 1956, 38–43; Menghin 1994/95, 165–186; für die Spatha aus Beja Raddatz 1959, 145f. Vgl.; hierzu von
Rummel 2007, 346.
Anke 1998, 75: Eigenständige Entwicklung des Schwertes mit lang ausgezogener und schmaler Klinge sowie mit massiver
Parierstange in den eurasiatischen Steppengebieten zu erkennen. Vgl. hierzu Miks 2007, 133; 197f.
Kazanski 1996, 120 Abb. 8; ders. 2001, 411 Abb. 13; vgl. auch Anke 1998, 216f. Karte 6–6a.
Kazanski 2001, 408f.
von Rummel 2007, 350.
Schwerter mit Ringknauf und kurzem massivem Parierstück gelten außerdem als sarmatisch beeinflusst, vgl. dazu Anke
1998, 74; Miks 2007, 185f.
246
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 9.
Verbreitung der völkerwanderungszeitlichen Schwerter mit Parierstange.
gegenüber der Spatha von Beja jüngere Zeitstellung der bislang bekannten pontischen Exemplare ist
durchaus diskussionswürdig: Die Schwerter aus Lermontovskaja Skala und Mokraja Balka Grab 123
dürften beispielsweise mit Beja annähernd gleichalt sein39. Auch das Argument, dass eine so bedeutende waffentechnische Innovation wie die massiv eiserne Parierstange kaum an der Entwicklung der
römischen Blankwaffen vorbeigegangen sein kann, ist wenig plausibel, weil für solche Prozesse keine
Gesetzmäßigkeiten feststellbar sind: Wie bereits das Beispiel der mittelkaiserzeitlichen Parierstangen
zeigte, sind manche Neuerungen nur in begrenztem Umfang und für begrenzte Dauer übernommen
worden, manche wohl auch gar nicht. Die ausgezogene Parierstange gehört, darin sind sich verschie-
39
Kazanski 2001, 400 Abb. 9, 404 Abb. 11. Abweichende chronologische Einschätzung bei Pinar–Ripoll 2008, 117: Beja sei
eines der jüngsten Schwerter mit massiv eiserner Parierstange westlich der mittleren Donau. – Bezüglich der Formenkunde und Chronologie der cloisonnéverzierten Schwerter aus dem Nordkaukasus ist auf ein größeres noch unpubliziertes
Konvolut aus ehemaligem russischem Privatbesitz hinzuweisen, das zu einer Neubewertung entsprechender Schwerter
führen könnte. Freundl. Mitt. von I. Akhmedov, Moskau.
247
CHRISTOPH EGER
dene Autoren einig, zu den waffentechnischen
Besonderheiten, die gerade keinen nachhaltigen
Einfluss auf die Entwicklung der mittel- und
westeuropäischen Blankwaffen nahm40.
Als scheinbaren Beleg für die Verwendung
von Spathen mit breiter Parierstange im römischen Heer führte von Rummel eine Silberschale
valentinianischer Zeit an, die im 18. Jahrhundert
in der Umgebung von Genf gefunden wurde
(Abb. 10)41. Die zuletzt von A. Arbeiter ausführlich besprochene Schale zeigt in stark abgeriebenem Relief einen Kaiser in Paraderüstung inmitten von sechs Leibgardisten42. Anhand der am
oberen Rand umlaufenden Inschrift: „Largitas
D(omini) N(ostri) Valentiani Augusti“, der stilistischen Einordnung der Schale in die fortgeschrittene zweite Hälfte des 4. Jhs. und ikonographiAbb. 10. Silberschale mit Darstellung Valentinians II. scher Überlegungen konnte Arbeiter die Schale
aus der Umgebung von Genf, Schweiz. Ohne
mit Kaiser Valentinian II. verbinden43. Im unteren
M. (der Pfeil weist auf den Griff des kaiserliZwickel der Schale, zu Füßen des Kaisers und der
chen Schwertes).
Gardisten, sind von links nach rechts ein Schild,
ein mit seinem Ende darauf liegendes Schwert und ein Helm mit Kammbusch abgebildet. Das in einer
Scheide mit leicht abgesetztem rechteckigem Ortband steckende Langschwert weist eine ausgeprägte Parierstange und außerdem einen profilierten Griff mit Knaufabschluss auf. Formal lässt sich das
Schwert daher durchaus der Spatha von Beja nach dem Rekonstruktionsvorschlag Königs an die Seite
stellen. Aber: Gehörten Schwert, Schild und Helm, wie von Rummel glaubte, tatsächlich zur Ausrüstung des Kaisers? – Das ist nach allen ikonographischen Regeln wohl kaum der Fall: Die lose, wie
„hingeworfene“ Anordnung der Waffen zu Füßen des Kaisers weist darauf hin, dass es sich bei Schild,
Schwert und Helm um Spolien der besiegten Feinde handelt. Im Falle des Schwertes ist das völlig
unzweifelhaft, weil der Kaiser mit einem anderen, gegürteten Schwert dargestellt ist. Wenngleich die
Blankwaffe weitgehend verdeckt ist, so ragt der schlanke Schwertgriff deutlich sichtbar an der linken
Hüfte des Kaisers hervor. Anders als bei dem zu Füßen liegenden Stück besteht der Knauf dieser Waffe
aus einem kleinen abgesetzten Zapfen, während eine Parierstange, die diesen Namen verdient, nicht
erkennbar ist. Der gesamte Griff entspricht sehr genau demjenigen des Schwertes, das Kaiser Honorius
auf einer der beiden Tafeln des Elfenbein-Diptychon des Probus trägt (Abb. 11)44. Hierbei handelt es
sich um eine Arbeit, die nach Volbach im Jahr 406 wahrscheinlich in Rom gefertigt wurde. Wie bei Valentinian so handelt es sich auch bei Honorius um ein am Schultergurt befestigtes Schwert, das einen
schiffchenartigen Knauf mit Zapfen, und ein kurzes, kaum über die Scheidenbreite hinausreichendes
Parierstück aufweist. Der Unterschied zu dem zu Füßen Kaiser Valentinians II. liegendem Schwert
ist deutlich und ganz offensichtlich gewollt: Mit der Parierstange und dem pyramidenartigen Knauf
hat der vermutlich in Mailand ansässige Toreut der Genfer Schale45 gerade keine Standardwaffe des
kaiserlichen Heeres darstellen wollen, sondern ein Schwert, das für den zeitgenössischen Betrachter
anhand weniger, charakteristischer Merkmale als gegnerische, barbarische Waffe zu erkennen war.
40
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42
43
44
45
Anke 1998, 83; Miks 2007, 454, 456; Bierbrauer 2008, 39.
von Rummel 2007, 349 Abb. 50.
Arbeiter 2008.
Arbeiter 2008, 56–58.
Volbach 1976, 29f. Taf. 1.
Zur vermutlichen Herstellung der Schale in Mailand vgl. Arbeiter 2008, 60.
248
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Dass die breiten Parierstangen des 5. Jhs. keine
nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung der mediterranen Blankwaffen beschieden war, zeigt die
Entwicklung der Blankwaffen in Nordgallien und
Südwestdeutschland: Zwar übernahm man dort die
Cloisonnéverzierung an der kurzen Querstange des
Griffabschlusses und auf der Scheide, doch die lang
ausgezogene Parierstange fehlt unter den fränkischen
und alamannischen Schwertfunden der Mitte und
zweiten Hälfte des 5. Jhs.46 M. E. ist dieser Befund auch
für die Verhältnisse im westlichen Mittelmeerraum
von Bedeutung. So glaubte von Rummel unter Hinweis
auf die bekannte Fundlücke im Mittelmeerraum die bei
Kazanski publizierte Verbreitungskarte der Schwerter
mit Parierstange dahingehend interpretieren zu können, „daß die tatsächliche ehemalige Verbreitung dieser Schwerter im Westen deutlich größer war [...].“47
Dagegen zeigen die Schwertformen ohne Parierstange
zwischen Seine und Rhein sowie in Südwestdeutschland sehr deutlich, dass im Nordwesten des römischen
Reichs und seiner vorgelagerten Peripherie andere
Blankwaffenformen existierten und man dort Formen
ohne ausgeprägte Parierstange bevorzugte. Geht man
wie von Rummel von einem nachhaltigen Einfluss römischer Bewaffnung auf diese Gebiete aus und stellt
dort keine Parierstangen fest, dann sollten demzufolge
auch im westlichen Mittelmeerraum Schwerter ohne
ausgeprägte Parierstange üblich gewesen sein.
Ein weiteres Argument gegen eine östliche Herkunft der Spatha von Beja war seit dem Rekonstruktionsvorschlag Königs die vermutliche Existenz eines
eisernen Knaufs (Abb. 3,1a)48. Denn unter den östlichen
Schwerter mit breiter, massiver Parierstange war keines mit einem metallenen Knauf bekannt, während Abb. 11. Diptychon des Probus von 406, Tafel A.
westliche Schwerttypen im allgemeinen einen von der
Griffangel abgesetzten und ausgeprägten Knaufabschluss aufweisen. Mit J. Pinar und G. Ripoll ist allerdings auf die pannonischen Schwertfunde von Rakovac und Dunapentele/Dunáujvaros hinzuweisen, die jeweils einen Knaufabschluss besitzen (aber keine Parierstange)49. Dass im Mitteldonauraum
beide Schwerttypen: solche mit eiserner Parierstange und solche mit Knaufabschluss getragen wurden,
schien beiden Autoren geradezu charakteristisch für diese Region zu sein, so dass sie entgegen Kazanski und von Rummel letztlich auch eine mitteldonauländische Entwicklungslinie der Spatha von Beja
für möglich hielten50. Inzwischen hat sich die Grenze der Schwerter mit massivem Knaufabschluss
weiter nach Osten verschoben: Einen Knauf weist nämlich auch eine seit längerem im Historischen
46
47
48
49
50
Die Closionné-verzierten Parierstangen der Spathen von Tournai und Flonheim, Grab 5 reichen nur wenig über die Klingenbreite hinaus. Etwas länger ausgezogen ist nur die Parierstange der Spatha von Planig, Grab 1 (vgl. Menghin 1983,
181,215, 224).
von Rummel 2007, 350.
Kazanski 2001, 411; von Rummel 2007, 349f.
Pinar–Ripoll 2008, 118, 130 Abb. 3–4.
Pinar–Ripoll 2008, 118.
249
CHRISTOPH EGER
Museum von Moskau aufbewahrte, von der
Forschung bislang aber unbeachtete Spatha aus
Kambulta im Nordkaukasus auf (Abb. 12). Mit
knapp 87 cm gehört die Spatha zu den kürzeren
zweischneidigen Schwertern des 5./6. Jhs. dieser
Region, auch fehlt eine Parierstange51. Wenngleich sich das Stück nicht als unmittelbare Parallele der Spatha aus Beja eignet, mahnt es doch
zur Vorsicht bei der Bewertung von Schwertern
mit und ohne Knauf: Der kleine, massiv eiserne
Abschluss der Griffangel von Beja kann nicht
länger als Ausschlusskriterium einer östlichen
Herkunft dieser Blankwaffe dienen.
Nur am Rand erwähnt sei der gefasste Solitär aus Beja, der wahrscheinlich das zentrale
Zierstück einer Schwertperle war (Abb. 3,3; 4,3).
Dass dieses Fundstück nicht als zusätzlicher
Beleg für eine östliche Herkunft der Spatha behandelt wird, hängt mit der komplexen Rezeptionsgeschichte der magischen Schwertanhänger
zusammen. Denn obwohl die Anfänge dieses
Brauchs nach Osten weisen, wo er erstmals in
der frühsarmatischen Kultur nachweisbar ist,
aber möglicherweise auf parthische Einflüsse
zurückgeht52, wurden magische Schwertanhänger bereits in der Jüngeren Kaiserzeit auch weiter nordwestlich, besonders in Südskandinavien von germanischen Kriegern übernommen53.
Ende des 4. und zu Beginn des 5. Jhs. setzte sich
der Brauch bis nach Westeuropa durch, wie die
zahlreichen Funde von Schwertperlen zwischen
dem Karpatenbecken und Nordfrankreich in
Kriegergräbern mit Schwertbeigabe belegen.
Abb. 12. Spatha aus Kambulta; Historisches Museum
Sehr wahrscheinlich durch ostgermanische und
Moskau. M. 1:5.
reiternomadische Gruppen vermittelt, weist die
große Fundzahl auf eine schnelle und hohe Akzeptanz unter den westlichen Eliten hin. Für sich betrachtet, wäre die Schwertperle aus Beja deshalb zwar als eine ursprünglich aus dem Osten kommende
Amulettbeigabe zu werten, aber nicht unbedingt als Indiz einer östlichen Herkunft des dort Bestatteten. Erst im Kontext der übrigen Beigaben aus Beja gewinnt letztere Überlegung an Gewicht.
Eine ganz andere Entwicklung steht hinter der Spatha aus Capraia (Abb. 8,4; 13,1). G. Ciampoltrini hat bereits auf die enge Verwandtschaft zu einer Gruppe von Spathen im nordgallischen Gebiet
hingewiesen, die von W. Menghin als Typ IIa (Samson-Oberlörick) bezeichnet wurde und mit der
Gruppe A nach K. Böhner und nach M. Martin übereinstimmt54. Verbindlich ist eine 5 bis 5,5 cm breite,
zweischneidige Klinge von rund 80 bis 85 cm Länge, die in eine Griffangel ohne auffällige Querstange
51
52
53
54
Es handelt sich um einen alten Ankauf. Für die Kenntnis des Schwerts danke ich I. Akhmedov, Historisches Museum
Moskau. Weitere Informationen übermittelte mir freundlicherweise M. Kazanski, Paris.
Werner 1956, 28f.
Anke 1998, 108f.
Menghin 1983, 154f.; Menghin 1994/95, 158–160; BÖhner 1987, 411; 413–416; Martin 1989, 122 Abb. 1; 124f. – Zuletzt zur Spatha aus Capraia: Miks 2007, 556, Abb A96.
250
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 13. 1 Capraia, Spathagriff und Scheidenmundblech; 2 Krefeld-Gellep Grab 43, Spathagriff und Scheidenmundblech. 3 Scheidenmundblech aus Capraia; 4 Samson; 5 Krefeld-Gellep Grab 43. Ohne M.
oder massive Parierstange überleitet55. Ausschlaggebend für die Typzuweisung sind aber Merkmale
der Schwertscheide, nämlich ein maskenverziertes Ortband, das jedoch bei der Spatha von Capraia
fehlt, und ein verziertes Scheidenmundblech vom Typ Samson-Abingdon56. Unter den in einem flauen
Kerbschnitt ausgeführten Scheidenmundblechen verdienen besonders diejenigen aus Krefeld-Gellep,
Deutschland, Grab 43 (Abb. 13,2.5) und Samson, Belgien, Grab 11 (Abb. 13,4) nähere Beachtung, weil
ihr Dekor dem in zwei Registern unterteilten Scheidenmundblech von Capraia stark ähnelt. Im oberen
Register ist ein Zungenband zu sehen, während das untere Reste eines Tannenzweig- oder Fischgrätmusters bringt.
Die Mehrzahl der Spathen vom Typ Samson-Oberlörick stammt aus Grabfunden im Rhein-MaasGebiet, einzelne Spathen sind außerdem aus Kent und aus Südwestdeutschland bekannt (Abb. 14). Aus
dem südalpinen Raum, aus dem allerdings generell nur sehr wenige Spathen des 5. Jhs. vorliegen,
stammen zwei Funde: aus Verona und aus Capraia, das zugleich - weit abgeschlagen - der südlichste
Fundpunkt dieses Typs ist. Aufgrund des Verbreitungsbildes hatte bereits K. Böhner eine Herstellung
in „einheimischen spätrömischen Werkstätten des Maasgebiets“ angenommen57. Anders, als dies von
Rummel darstellte, ist aber nicht von einer regulären Produktion für das römische Heer die Rede;
Böhner hielt den Schwertyp sogar explizit für eine germanische Schwertform, bei der spätrömische
und nordische Dekorationselemente zur Anwendung gelangten58. Darüber lässt sich sicherlich streiten, doch sei gar nicht weiter auf die unbefriedigende römische oder germanische Zuweisung eingegangen, als vielmehr auf das besondere Verbreitungsbild: Es handelt sich ganz offensichtlich um eine
regionale Schwertform, die nur in begrenzter Stückzahl in Nachbarregionen gelangte. Zwar lässt sich
55
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57
58
Miks 2007, 130f.: Schwert vom Typ Illerup-Wyhl, „Tendenz“ Wyhl.
Menghin 1983, 138; BÖhner 1987, 413.
BÖhner 1987, 411; ähnlich Menghin 1983, 154: „in Werkstätten spätrömischer Tradition“.
BÖhner 1987, 411. Den recht widersprüchlich anmutenden Umstand einer Herstellung von germanischen Schwertern in
spätrömischen Werkstätten erläuterte er indes nicht genauer. Dachte Böhner hierbei an eine exklusive Anfertigung nach
germanischem Geschmack/für germanische Eliten?
251
CHRISTOPH EGER
Abb. 14. Verbreitung der Spathen vom Typ Samson-Oberlörick (Quadrat) sowie anderer Schwertformen aus dem
mittleren 5. Jh.
für die beiden einzigen südalpinen Vorkommen für sich genommen kaum eine Aussage darüber treffen, ob solche Schwerter häufiger vorkamen: Dazu ist die Quellenlage infolge fehlender Waffenbeigabe
in den Gräber zu schlecht. Aber die Schwerter aus den südostenglischen und alamannischen Gräbern
stammen aus Regionen, wo die Waffenbeigabe in Kriegergräbern üblich war. Von dort sind mehrheitlich andere Schwerttypen überliefert, die auf bestimmte Werkstattkreise und einen im Wesentlichen
regional begrenzten Absatz hinweisen59.
Die beiden italischen Stücke aus Verona – hierbei handelt es sich um eine einzelne Ortbandzwinge60
– und Capraia deuten also keineswegs eine weit nach Süden, bis in den westlichen Mittelmeerraum
ausgedehnte Verbreitung des Typs Samson-Oberlörick an, die lediglich aus Gründen der Beigabensitte
südlich der Alpen beinahe „unsichtbar“ bleibt61. Vielmehr sind beide Funde auch realiter vereinzelte
Belege eines im Rhein-Maas-Gebiet hergestellten und überwiegend dort verwendeten Schwerttyps,
den wahrscheinlich Krieger dieser Region auf ihrem Weg in den Süden mit sich führten. Eine alternative Vermittlung als Beute oder Geschenk kann zwar nicht ausgeschlossen werden. Um eine in der
gesamten westlichen Reichshälfte geläufige römische Blankwaffe handelt es sich jedoch nicht.
2. Das Kleidungszubehör: Die Gürtelschnallen
Von einem einschneidigen Messer des Kriegers aus Capraia abgesehen, bestehen die weiteren Funde
aus den drei Männergräbern ausschließlich aus einlageverziertem Kleidungszubehör. Die kleine ovale
59
60
61
Vgl. dazu die Verbreitungskarten bei Menghin 1983, 163f. Abb. 92–93; BÖhner 1987, 450f. Abb. 15–16; Menghin 1994/95, 162
Abb. 17.
Bierbrauer 1974, 563 Abb. 3.
Das aber suggeriert die Darstellung von Rummels 2007, 353.
252
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 15. Verbreitung der goldcloisonnierten Kleinschnallen.
Scheibenfibel mit gefasstem Sardonyx aus dem Grab des Arifridos steht in der Tradition spätrömischer
Fibeln mit zentraler Steineinlage und lässt sich nur allgemein als mediterrane Goldschmiedearbeit
des mittleren 5. Jhs. charakterisieren62. Ihr braucht an dieser Stelle nicht weiter nachgegangen werden, da sie sich wegen der geringen Gesamtzahl vergleichbarer Stücke nicht für Untersuchungen zur
Werkstattfrage und regionalen Zuweisung eignet. Mehr Aufmerksamkeit verdienen die unterschiedlichen Schnallen aus allen drei Grabfunden, die zum Verschluss des Leib- und Schwertgurts oder auch
als Schuhschnallen dienten. Die Zahl der bekannten Parallelfunde ist für alle vertretenen Formen
groß genug, um Aussagen zu regionalen Verbreitungsschwerpunkten und damit zur vermutlichen
Herkunft des Stücks (und des Trägers) zu treffen.
Die Schnalle mit nierenförmigem, steinverziertem Beschlag aus Beja (Abb. 3,4; 4,2) gehört zu einer großen Gruppe von einander sehr ähnlichen Goldschnallen, deren Verbreitungsschwerpunkte im
Mitteldonauraum und an der Schwarzmeerküste liegen (Abb. 15)63. Kennzeichnend für die zahlenmäßig größte Variante sind ein massiv goldener Bügel von kreisrunder, verdickter Form und ein runder
Laschenbeschlag mit Zellwerk und außenständigen Niethülsen. Von dieser weicht das Stück aus Beja
durch den einlageverzierten Bügel und die Nierenform von Beschlag und gefasstem Cabochon ab.
Letzteres gilt als typologisch jüngeres Merkmal der in die donauländische Stufe D2 (400/410- 440/450,
mit einem Schwerpunkt im jüngeren Abschnitt, entsprechend der Stufe D2b nach Bierbrauer) datierten
Schnallen. Nur in wenigen Exemplaren ist die Formengruppe auch im südlichen Mitteleuropa und in
Südwesteuropa vertreten. Aus Nordafrika liegt ein vereinzelter Nachweis aus dem vandalischen Frau-
62
63
Quast 2007, 273–276 Abb. 29B,1; Eger 2012, 193–195; 361 Nr. 1; Taf. 5,17, 20,7.
Schmauder 2002 II, 121 Karte 14; Bierbrauer 2008, 40 Abb. 40.
253
CHRISTOPH EGER
Abb. 16. Donauländisches Kleidungszubehör aus der Provinz Raetia II.
engrab von Koudiat Zâteur vor 64. Bislang fehlen die Rundschnallen mit Rundbeschlag im gesamten
östlichen und südöstlichen Mittelmeerraum sowie auf dem südlichen Balkan.
An der Herstellung der Schnallen waren den Untersuchungen R. Starks zufolge spätantike, (ost-)
römische Werkstätten beteiligt65. Dies offenbaren nicht nur die Zellverzierung und manche Zellmuster66, sondern auch die technische Lösung für die Beschlagbefestigung: Nietstifte in Niethülsen an der
Beschlagaußenseite unterzubringen, verbindet die runden Goldschnallen mit einigen weiteren, meist
bronzenen Schnallentypen, die zumeist auf dem Gebiet der östlichen Reichshälfte gefunden wurden67.
Verbindet man die verschiedenen Hinweise, die sich aus dem Verbreitungsschwerpunkt, der Form
und den technischen Besonderheiten ergeben, dürften die Werkstätten dieser Goldschnallen in Südosteuropa, möglicherweise in Pannonien zu suchen sein.
64
65
66
67
Eger 2001, 353 Abb. 4,4; 379 Abb. 11,2.
Tejral 1997, 338; Kazanski 1996, 123; Kazanski 1999, 304–307; Stark 2000, 194; Stark 2004, 30f.
Darunter das aus Koudiat Zâteur und aus dem Kriegergrab von Wolfsheim bekannte Zirkelschlagmuster: KÖnig 1981, 324;
Quast 1999b, 707 Abb. 1,5.
Zu Schnallenbeschlägen mit außenstehenden Niethülsen vgl. Schulze-DÖrrlamm 2002, 84–86; Stark 2000, 201; Stark 2004,
28 Abb. 4,1–2.5–6.9–14.19–20.
254
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Getragen wurden die kleinen, kostbaren Rundschnallen nach Ausweis der Grabfunde von führenden barbarischen Kriegern, die im Dienste Roms oder – im späteren zweiten Viertel des 5. Jhs. – im
Dienste Attilas standen. Uneinigkeit herrscht in der Forschung jedoch in der Frage, ob solche Goldschnallen im Wesentlichen eine besonders prunkvolle Modeerscheinung der donauländischen Militäraristokratie waren ob sie im gesamten Mittelmeerraum Verbreitung fanden. Von Rummel ging davon
aus, dass die Schnallen zur regulären Ausstattung hochrangiger Offiziere der (ost- und west-)römischen Armee gehörten. Hierauf würden Funde aus militärischen Fundzusammenhängen wie z. B. in
der Provinz Raetia Secunda hinweisen (Abb. 16)68. Dagegen lässt sich jedoch einwenden, dass eine allgemeine Verwendung als römische Militärschnalle über die Gesamtverbreitung dieses Typs und unter
Berücksichtigung der übrigen zeitgleichen Militärgürtel im Römischen Reich nicht stichhaltig zu belegen ist. Unterschiedliche Varianten der Schnallen mit rundem, verdickten Bügel sind bereits aus dem
späten 4. Jh. bekannt und als Vorläufer der jüngeren Stücke zu betrachten. Sie konzentrieren sich am
Schwarzen Meer, wo sie in größerer Zahl einerseits aus Fundkomplexen der Černjachov-/Sîntana-deMureş-Kultur zwischen unterer Donau und Dnepr und andererseits aus reiternomadischen Fundzusammenhängen des Vorkaukasus und der Krim stammen (Abb. 17)69. Noch nicht ausreichend geklärt
ist, ob sich in diesem Verbreitungsbild allein die gute Quellenlage beigabenführender Grabfunde in
den barbarischen Randkulturen spiegelt und die Fundleere des südlich angrenzenden Raumes nur ein
Problem archäologischer Fundüberlieferung bildet. Mit anderen Worten: Waren die Schnallen mit rundem, verdicktem Bügel sehr viel weiter und gerade auch im östlichen Mittelmeerraum verbreitet und
sind wohlmöglich dort auch produziert worden? – Diese Frage lässt sich beim derzeitigen Forschungsstand kaum beantworten, weil nur vereinzelt Fundmaterial des späten 4. Jhs. und des frühen 5. Jhs.
aus dem südlichen Balkan, der Ägäis und aus Kleinasien bekannt ist. Studien des Verf. zum Gürtelzubehör aus dem Nahen Osten (Syrien, Jordanien, Palästina) ergaben, dass Schnallen mit D-förmigem
bis rundem und teilweise verdicktem Schnallenbügel, beschlaglos oder mit rechteckigem Beschlag, in
kleiner Zahl nachweisbar sind (Abb. 18)70. Über den archäologischen Kontext näher datierbar ist von
diesen Stücken nur eine eiserne Rundschnalle aus Petra-ez-Zantur, die aus dem Erdbebenhorizont von
419 n. Chr. stammt (Abb. 18,6)71. Weiterhin sind aus dem Nahen Osten Schnallen mit Ovalbeschlag und
gefasstem Solitär sowie mit außenständigen Niethülsen der ersten Hälfte bis Mitte des 5. Jhs. vertreten.
Allerdings weist das derzeit einzig bekannte Exemplar, die Schnalle aus „Reastan/Homs“ (vermutlich
ar-Rastan südlich von Homs), Syrien, einen nierenförmigen Bügel mit deutlich eingetiefter Dornrast
auf (Abb. 18,4). So begrenzt das Fundaufkommen ist, dürfte es ausreichend verdeutlichen, dass die
Schnallen mit rundem, verdickten Bügel bis tief in den Süden des Oströmischen Reichs hinein bekannt
waren und wahrscheinlich eine gängige Schnallenart (von mehreren?) bildeten. Was bislang in der
Region jedoch fehlt, sind edelmetallene Originale oder schlichte buntmetallene Imitationsformen der
hier zur Debatte stehenden Rundschnallen mit rundem cloisonnéverziertem Beschlag und rautenförmigem Unterblech.
Eine ganz andere Gürtelmode tritt uns in den Nordwestprovinzen des Römischen Reichs vom
späten 4. Jh. bis gegen Mitte des 5. Jhs. entgegen. Insbesondere der Fundstoff zwischen Loire und
Niederrhein ist bestens bekannt – er wurde von H.-W. Böhme ausführlich beschrieben und zunächst
als Hinterlassenschaft westgermanischer Foederaten gedeutet, später dann mit Militärkontingenten
(west-)germanischer Völker, die regulär ins Reichsheer eingegliedert waren, verbunden72. Unabhängig
von der umstrittenen Frage der ethnischen Deutung der nordgallischen und belgischen Grabfunde
68
69
70
71
72
Keller 1986, 582 Abb. 4.
Vgl. beispielsweise Tejral 1987, 14 Abb. 2,6–7; 18 Abb. 5,5–6.8–10; Khrapunov 2004, 180 Abb. 80,14; 192 Abb. 92,25; 243 Abb.
143,12; 282 Abb. 182,1; 311 Abb. 211,1.
Schnallen aus Homs, Syrien (unpubliziert, Museum Homs); Jerusalem (unpubliziert, Israel Antiquity Authority, Jerusalem); Mount Nebo, Jordanien (Saller 1941, 126 Abb. 18; Eger 2003, 168; 174 Abb. 7,1–2); Petra-ez-Zantur (R. A. Stucky in:
Bignasca et al. 1996, 352 Abb. 989); „Reastan/Homs“, Syrien (Quast 1999c, 235 Abb. 4; ein syrischer Fundort diesen Namens
bei Homs existiert allerdings nicht, gemeint sein dürfte ar-Rastan südlich von Homs).
R. A. Stucky in: Bignasca et al. 1996, 339; 342 Nr. 31; zur Datierung vgl. B. Kolb in: Bignasca et al. 1996, 71.
BÖhme 1974, 195–207; BÖhme 1996, 101.
255
CHRISTOPH EGER
Abb. 17. Schnallen der Spätphase der Černjachov-/Sîntana-de-Mureş-Kultur.
256
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 18. Schnallen der Zeit um 400 bis Mitte 5. Jh. aus dem Nahen Osten. 1 Homs, Syrien; 2 – 3 Jerusalem,
Israel; 4 ar-Rastan, Syrien; 5 Mount Nebo, Jordanien; 6 Petra-ez-Zantur, Jordanien. M. 2:3
– eine ganz andere Ansicht vertrat bekanntlich u. a. G. Halsall73 – ist zu betonen, dass zur Ausrüstung des Heeres in diesem Teil der römischen Welt ein metallener, mehrteiliger Gürtelbesatz gehörte,
der aus großen und extrem breiten Gürtelbeschlägen mit Kerbschnitt- und Punzdekor bestand (Abb.
19)74. Die demgegenüber relativ kleinen, aber massiven Rundschnallen mit Laschenbeschlag, die sich
schon aufgrund ihrer Größe und Form von den Kerbschnittgarnituren abheben und eine ganz andere Gürtelmode wiedergeben, kommen in diesem Gebiet bezeichnenderweise nur selten vor und fanden dann offenbar ausschließlich als zusätzliche Kleinschnallen Verwendung75. Vor allem fehlen hier
weitestgehend die kostbaren Edelmetallschnallen mit rundem Cloisonné-Beschlag, deren vereinzelte
Belege eine gedachte Linie vom Rhein-Main-Gebiet bis zum Unterlauf der Seine nach Norden nicht
überschreiten76.
Die mindestens bis um 430 üblichen kerbschnittverzierten Gürtelgarnituren verteilen sich nach
dem von H. W. Böhme zusammengetragenen Fundbestand von Britannien über die Rheinmündung
bis auf Höhe der mittleren Donau (Abb. 20)77. Weiter östlich sind nur noch wenige Funde im Bereich der
unteren Donau zutage getreten. Auffällig ist die stark abnehmende Funddichte einerseits südlich der
73
74
75
76
77
Zuletzt Halsall 2007, 152–162.
Zum Typenspektrum BÖhme 1974, 53–79, 80f. Texttaf. A–B.
So etwa in einem Grabfund aus Vieuxville: BÖhme 1974, Taf. 110,14; Sommer 1984, Taf. 59,5.
Vgl. die Nachweise bei Kazanski 1996, 122 Abb. 9, Nr. 28–29.48.
BÖhme 1974, 90 Karte 11; BÖhme 1986, 31 Abb. 8. – Zur Chronologie vgl. BÖhme 1974, 79–90; revidiert: BÖhme 1989, 770–773;
BÖhme 2008, 76–81; Gschwind 2004, 260–265; zuletzt: Paul 2011, 76–83; Eger 2012, 123-132.
257
CHRISTOPH EGER
Abb. 19. Kerschnittgürtelgarnitur aus Basel-Aeschenvorstadt, Grabfund 1971.
Loire und andererseits südlich der Alpen. Aus dem südlichen Gallien, Italien, Nordafrika und von der
Iberischen Halbinsel lassen sich nur wenige Funde anführen, wobei allerdings einige von Böhme noch
nicht erfasste Funde nachzutragen sind78. Ob hier alleine die Quellenlage (fehlende Beigabensitte) für
das Ausbleiben von Funden verantwortlich ist, müsste erst noch durch detailliertere Materialstudien
in den einzelnen Regionen geklärt werden. Für die Iberische Halbinsel und Nordafrika liegen solche
Studien bereits vor. In beiden Fällen ist die These geäußert worden, dass die Kerbschnittgürtelgarnituren keine regionaltypischen Produkten waren, sondern mit dislozierten Truppen aus den nördlichen
Limeszonen ins Land gekommen seien79.
Gegen die Ansicht, dass in den Nordwestenprovinzen eine eigene Gürtelmode vorherrschend war,
ließe sich einwenden, dass die Kerbschnittgarnituren gewöhnlich aus Buntmetall bestehen und deshalb nur eine nachgeordnete Schicht römischer Soldaten, gewissermaßen die niederen Offiziers- und
Unteroffiziersränge repräsentieren würden80, wohingegen die goldenen Rundschnallen hochrangigen
Angehörigen von Armee und kaiserlicher Verwaltung vorbehalten gewesen sein. Abgesehen davon,
dass bereits die Verbreitungsschwerpunkte beider Schnallenmoden - bei insgesamt ausreichender
Quellenlage entlang des Limes von Britannien bis in den Schwarzmeerraum - eine solche Annahme
78
79
80
Das gilt besonders für die Iberische Halbinsel: Aurrecoechea Fernández 2001, 133 Karte 9.
Aurrecoechea Fernández 2001, 218–220 (außer Soldaten auch Zivilbeamte der kaiserlichen Verwaltung als Träger erörtert);
Mackensen 2008, 319f.; vgl. Eger 2012, 167–170.
Ab welchem Rang Soldaten Kerbschnittgürtelgarnituren trugen, ist allerdings nicht geklärt.
258
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 20. Verbreitung der kerbschnittverzierten Gürtelbeschläge.
kaum zulassen, ist auch auf wenige kerbschnitt- und punzverzierte Beschläge aus Edelmetall hinzuweisen81. Wenn auch im Vergleich mit den goldenen Rundschnallen nur in bescheidener Stückzahl,
zeigen solche prächtigen Besatzstücke, dass Kerbschnittgarnituren auch von höheren Offiziersrängen
an der Nordwestgrenze des Westreichs getragen worden sein dürften.
Zumindest zwischen Rheinmündung und oberer Donau blieben relativ große Gürtelbesatzstücke
mit ovalen Schnallen mit Tierkopfenden auch noch während des mittleren 5. Jhs. in Gebrauch, nunmehr in etwas anderer Kombination der Besatzstücke und überwiegend mit Punz- statt Kerbschnittdekor82. Das Beharren auf den angestammten, besonders breiten Militärgürtel in dieser Region während
eines Zeitraumes von rund 70 bis 80 Jahren zeigt, dass der überregionale Einfluss neuer Moden im
Römischen Reich nicht überschätzt werden darf. Die schmalen Gürtel mit massiven runden Schnallen
konnten sich entlang der Rheingrenze und in Nordgallien nicht durchsetzen, sondern blieben Ausnahmeerscheinungen. Das spricht eher für eine personengebundene Ausstattung: Offenbar waren es
vornehmlich hochrangige Krieger aus den nordöstlichen Reichsteilen und seiner Peripherie, besonders
aus dem Mitteldonau- und Schwarzmeerraum, die sich entsprechend gürteten.
Ein weiteres Gebiet innerhalb des Weströmischen Reiches, für das sich eine ausgeprägte regionale
Gürtelmode des 4. bis frühen 5. Jhs. nachweisen lässt, ist die Iberische Halbinsel. Die vergleichwei-
81
82
Zum Beispiel Vermand III, Grab B: Sommer 1984, Taf. 74,1; Linz, Grab 12: Ruprechtsberger 1999, 101 Abb. 60,2–4, Taf. 18,2;
vgl. außerdem eine silbervergoldete Schnalle einer B-Garnitur von unbekanntem Fundort aus dem Museo Nazionale di
Cripta Balbi, Rom.
BÖhme 1974, Karten 12–13.
259
CHRISTOPH EGER
Abb. 21. Spätrömische Gürtelbeschläge aus Hispanien.
se gute Quellenlage für Gürtelzubehör verdankt sich der Tatsache, dass im Bereich der nördlichen
Meseta kleine Gräberfelder und Grabgruppen mit beigabenführenden Bestattungen bekannt sind. Es
handelt sich um die häufiger im Umfeld spätrömischer Villen lokalisierten Gräberfelder im Einzugsbereich des Duerotals, die deshalb auch unter dem Begriff der Duerotalkultur bekannt sind83. Waffenbeigaben weisen darauf hin, dass hier eine wehrhafte Landbevölkerung, möglicherweise Angehörige
von Milizen, die zum Schutz der großen Landgüter aufgestellt wurden, bestattet wurden. Das Formenspektrum des Gürtelzubehörs umfasst im Wesentlichen Regionaltypen, die sich wie die Schnallen
vom Typ Simancas von der östlichen Schnallenmode des späten 4. bis mittleren 5. Jhs. ebenso klar unterscheiden wie von den Kerbschnittgarnituren der Nordwestprovinzen (Abb. 21) 84. Probleme bereitet
allerdings die Feinchronologie der hispanischen Formen des Gürtelbesatzes, insbesondere das Ende
ihrer Gebrauchszeit85.
Eine vom mittleren Donauraum und den östlichen Reichsteilen abweichende Gürtelmode deutet
sich außerdem für die nordafrikanischen Provinzen in der Zeit um 400 und der ersten Hälfte des 5. Jhs.
an, obwohl die Quellen- bzw. Publikationslage hier sehr dürftig ist86. Das Bild wird derzeit von wenigen Kerbschnittbeschlägen geprägt, darunter auch lokale Imitationsformen wie aus Lambaesis/Tazoult
83
84
85
86
Zusammenfassend: Zeiss 1934, 90f. („Altkastilische Gruppe“); Caballero Zoreda 1974; Fuentes Domínguez 1989. – Zum
Gürtelzubehör vgl. Aurrecoechea Fernández 2001.
Zu den hispanischen Schnallentypen des 4./5. Jhs. vgl. Pérez Rodríguez-AragÓn 1992, 258–260, Abb. 3–5; Aurrecoechea
Fernández 2001, 27 Abb. 9; zu Datierung des Typs Simancas in das späte 4. und (fortgeschrittene?) 5. Jh. ebd. 158.
Vgl. dazu die einzelnen formenkundliche Abschnitte bei Aurrecoechea Fernández 2001.
Zur Quellenlage Mackensen 2008; Eger 2012, 46–50.
260
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 22. Spätrömische Gürtelbeschläge aus Nordafrika.
mit einer simplen „Übersetzung“ des Kerbschnitts in Gravur (Abb. 22,1–3) 87. Daneben gibt es einige
noch kaum bekannte größere gegossene rechteckige und U-förmige Schnallen mit festem Beschlag
und Riemensteg, die einen einfachen Punz- und Gravurdekor tragen und gelegentlich eine Durchbruchornamentik aufweisen (Abb. 22,4–6)88. Ihre provinzielle Machart und die bislang auf den Maghreb
begrenzte Verbreitung deuten auf eine regionale Erscheinungsform des spätrömischen Militärgürtels.
Von besonderer Bedeutung für die Frage nach nordafrikanischen Prunkgürteln der spätesten römischen Zeit ist der Gürtelbesatz aus dem Schatzfund von Cartennae/Ténès, der sehr wahrscheinlich
in den Jahren 420/30 in den Boden kam89. Die von mindestens zwei, vielleicht sogar drei Prunkgürtel
stammenden Schnallen und Beschläge aus Gold sind in feinem opus interrasile gearbeitet (Abb. 23). Die
größere der beiden erhaltenen Schnallen besticht zusätzlich durch ihren Bügelabschluss mit plastisch
geformten Entenköpfen. Die kleinere Schnalle fällt durch einen D-förmigen Bügel mit Doppeldorn auf.
Es handelt sich um Goldschmiedearbeiten auf höchstem Niveau, die sich von den geradezu plump
wirkenden Schnallen mit massivem, rundem Bügel auffällig abheben. Im Übrigen weisen Bügelweite und Beschlaggröße auf wesentlich breitere Gürtelriemen, als man für die vergleichsweise kleinen
Rundschnallen verwendet haben dürfte.
Kehren wir auf die Iberische Halbinsel zurück, die mit den Schnallen aus Beja den Ausgangspunkt
dieses Überblicks über die spätrömische Gürtelmode der Zeit um 400 und der ersten Hälfte des 5.
87
88
89
Sommer 1984, Taf. 10,1; Mackensen 2008, 314 Abb. 4,1; Eger 2012, 127–130.
Eger 2012, 132–137.
Monographisch: Heurgon 1958. – Der von Heurgon gewählte, sehr späte Ansatz für den Zeitpunkt der Niederlegung, den
er an der großen Medaillonscheibenfibel mit Kreuzpendilien festmachte (Heurgon 1958, 71–73, 77), wird hier nicht geteilt.
Zur Datierung vgl. auch Brenk 1977, 270f. Nr. 310 (um 420); Martin 1994, 569 (um 430/50); Fingerlin 2006, 303 (Deponierung
mit Ankunft der Vandalen verbunden, obwohl Heurgon darin zustimmend, dass die Kreuzpendilien der Scheibenfibel
eine spätere Zutat seien); Eger 2012, 106–109.
261
CHRISTOPH EGER
Abb. 24. Schnallen mit verdicktem Rundbürgel. a La Olmeda; b „Córdoba“.
Jhs. bildete, so bleibt zu unterstreichen, dass nicht
allein aus Beja, sondern von einem halben Dutzend anderer Fundorte aus Spanien und Portugal
Schnallen mit rundem, stark verdickten Bügel vorliegen (Abb. 24). Ein Teil der Forschung hat daher
vermutet, dass solche Schnallen auch im Westen
rasch Mode wurden und sogar von einer Herstellung in einheimischen Werkstätten auszugehen sei90. Berücksichtigt man jedoch die Gesamtentwicklung der Gürtelmode auf der Iberischen
Halbinsel mit ihren offenbar noch bis in das 5.
Jh. hinein getragenen regionalen Gürtelbesatzformen, erscheint das sehr zweifelhaft. Die begrenzte Stückzahl der Rundschnallen lässt weder an
eine weit verbreitete oder gar uniforme Mode der
in Hispanien präsenten Militäraristokratie, noch
Abb. 23. Cartennae/Ténès, Gürtelbesatzstücke aus
an eine breitere regionale Produktion denken91.
dem Schatzfund nach der Rekonstruktion
Vor allem aber drängt die Frage, wer in der ersten
von Heurgon.
Hälfte des 5. Jhs. auf der Iberischen Halbinsel zur
Militäraristokratie zählte: Nach allem, was wir aus
der Notitia Dignitatum wissen, waren römische Truppen bis zu Beginn des 5. Jhs. im Norden Spaniens
stationiert gewesen92. Nach 409 befand sich mit Ausnahme der Provinz Tarraconensis im Nordosten der
Halbinsel, aus der bislang keine einzige der bekannten Rundschnallen vorliegt, die Iberische Halbinsel nicht mehr unter reichsrömischer Kontrolle (und im übrigen auch nicht unter derjenigen des
Usurpators Konstantin III. und seines sich später gegen ihn erhebenden Befehlshabers Gerontius, die
allerdings Episode blieben und hier aus chronologischen Gründen außer Betracht bleiben können)93.
Ein Angehöriger regulärer römischer Truppen kann daher im Grab von Beja kaum bestattet gewesen
sein. Allerdings wissen wir von einheimischen, hispanischen Truppen und Milizen, so etwa die von
der theodosianische Partei aufgestellte Streitmacht gegen Konstantin III., die u. a. von Lusitanien aus
operierte94. Doch auch ein Anführer der lokale Elite scheidet als Grabherr von Beja aus: Wie sein Zubehör ausgesehen haben dürfte, verdeutlicht das von Aurrecoechea Fernández ausführlich beschriebene
Spektrum der hispanischen und pseudo-hispanischen Schnallen95. So ist der Krieger aus Beja auf90
91
92
93
94
95
Fehr 2002/03, 226 mit Bezug auf D. Neubauer; Kleemann 2008, 94; Pinar–Ripoll 2008, 108.
Womit eine Produktion in kleinsten Stückzahlen nicht ausgeschlossen werden soll, welche den Bedarf der gentilen Kriegereliten, die sich auf der Iberischen Halbinsel seit 409 aufhielten, abdeckte.
Arce 1997, 65–72. Nicht recht zu klären ist allerdings, wo und wie und lange die in der Notitia Dignitatum ebenfalls erwähnten comitatensischen Truppen standen, vgl. Arce 1997, 72.
Zu den Ereignissen 409–413 Arce 1997, 151–162; Castritius 2007, 56–60.
Arce 1997, 151–155. Die von der theodosianischen Partei unterhaltenen Truppen dürften sich aber bald nach 409 aufgelöst
bzw. sich auf Milizen der einzelnen aristokratischen Familien beschränkt haben.
Aurrecoechea Fernández 2001, 108–119; 147–182. Allerdings stammt das meiste Zubehör aus Zentral- und Nordspanien.
Über das im Südwesten der Iberischen Halbinsel getragene Gürtelzubehör des 4./5. Jhs. lässt sich wegen der extremen
Fundarmut nur spekulieren; doch geht man wohl nicht fehl, vergleichbare Formen anzunehmen.
262
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
grund seiner Ausrüstung schwerlich mit anderen Militärkontingenten in Zusammenhang zu bringen,
als mit barbarischen oder barbarisierten Einheiten, die hier im zweiten Viertel des 5. Jhs. operierten, sei
es unter suebischem oder westgotisch-römischem Kommando96.
Die – vermutliche – Leibgurtschnalle aus dem Grab des Arifridos ist hinsichtlich ihrer (fremden)
Herkunft ähnlich zu interpretieren wie die Rundschnallen. Das heute nicht mehr auffindbare Stück
wurde zuletzt von M. Schulze-Dörrlamm den Ovalschnallen mit ovalem bis nierenförmigem Beschlag
mit ein- oder zweiteiliger Einlage vom Typ C2 zugeordnet97. Die Parallelfunde stammen hauptsächlich
aus dem Schwarzmeer- und Mitteldonauraum, nur wenige Funde sind weiter westlich bzw. im westlichen Mittelmeerraum gefunden worden. Das Verbreitungsbild ähnelt damit in auffälliger Weise bei
allerdings deutlich schmalerem Fundbestand den zuvor besprochenen Rundschnallen: Der Typ tritt
nicht gleichmäßig über den gesamten Mittelmeerraum auf, sondern bevorzugt in dessen (nord-)östlicher Hälfte98. Wenn man mit Schulze-Dörrlamm hierin vor allem ein Problem der Quellenlage sehen
möchte und von einer geographisch ursprünglich deutlich weiter ausgreifenden Verbreitung sowohl
ihres Typs C2 als auch der zuvor besprochenen Rundschnallen mit Rundbeschlag ausgeht – eine Position, die sich auch von Rummel zu eigen machte –, müsste zuerst geklärt werden, warum davon
vor allem der frühe Horizont der Cloisonné-Schnallen betroffen ist. Denn ab der Mitte der zweiten
Hälfte des 5. Jhs. nimmt der Bestand an Cloisonné-Schnallen in den mediterranen Landschaften spürbar zu. Für manche Typen ist sogar ein Schwerpunkt im östlichen Mittelmeerraum zu konstatieren99.
Die alternierenden Verbreitungsbilder der unterschiedlichen Cloisonné-Schnallentypen machen somit
deutlich, dass eine pauschale, allein auf der schlechten mediterrane Quellenlage basierende Erklärung
für die begrenzte Fundverbreitung der Typen der ersten Hälfte bis Mitte des 5. Jhs. nicht ausreicht.
Auch wenn die unbestritten als immer noch höchst unbefriedigend einzustufende Quellenlage den
Blick auf die einstige Gürtelmode im Mittelmeerraum verstellt, zeichnen sich unterschiedliche regionale Schwerpunkte und Vorlieben in der Gürtelmode des 5. Jhs. ab, die vor einer verallgemeinernden
Sprachregelung bei der Zuweisung der Schnallen (allgemein römisch, [cirucum-]mediterran) warnen.
In dieser Hinsicht ist auch die größere der beiden Schnallen aus dem Kriegergrab von Capraia
sorgfältig zu prüfen. Mit einem ovalen Bügel und einem hochrechteckigen Laschenbeschlag mit tropfenförmigem Plate-inlaying-Dekor gehört sie zum Typ Komorn-Gültlingen-Bingen nach Quast bzw.
zu einer Variante der Schnallen mit einlageverziertem Laschenbeschlag des Typs C14 nach SchulzeDörrlamm, dessen Datierung den Zeitraum von der Mitte des 5. Jhs. bis in die Zeit um 500 umfasst100.
Mehrere Parallelfunde liegen aus Süddeutschland vor, doch sind ähnliche Schnallen auch aus dem
östlichen Mittelmeerraum bekannt (Abb. 25). Wie Schulze-Dörrlamm herausarbeiten konnte, unterscheiden sich die merowingischen Exemplare durch einen überwiegend eisernen Beschlag mit vier
Ecknieten von den byzantinischen Schnallen mit flachem, buntmetallenem Beschlagkasten und drei
Nieten und dürften regional hergestellte Imitationsformen sein101. Zu dieser Gruppe ist auch das Stück
von Capraia zu rechnen, das bislang der einzige südalpine Fund dieser Form innerhalb der westlichen
Mittelmeerwelt ist. Abermals ließe sich hier einwenden, dass der Fundbestand an cloisonniertem Gürtelzubehör im westlichen Mittelmeer und speziell in Italien sehr schütter ist. Aber das betrifft nur das
mittlere 5. Jh., denn dank der Beigabensitte der ostgotischen Oberschicht ändert sich die Funddichte ab
dem späten 5. Jh. in Italien, besonders Oberitalien, spürbar102. Ferner ist auf den inzwischen erschlossenen vandalenzeitlichen Fundbestand aus Nordafrika hinzuweisen, der derzeit rund 30 cloisonnierte
96
97
98
99
100
101
102
Zur wechselvollen Geschichte und den zahlreichen Kriegszügen dieser Zeit vgl. García Moreno 1998, 49–72; Kampers
2008, 126–129.
Schulze-DÖrrlamm 2002, 86–89.
Vgl. Schulze-DÖrrlamm 2002, 89, 145.
Vgl. hierzu einzelne Verbreitungskarten von Gürtelzubehör des 5. Jhs. bei Schulze-DÖrrlamm 2002, 58 Abb. 22, 69 Abb. 25;
94 Abb. 33; 119 Abb. 43; 122 Abb. 45; 128 Abb. 47.
Quast 1993, 86; Schulze-DÖrrlamm 2002, 120–123; Schach-DÖrges 2004, 60f.
Folgt man der Unterscheidung ostmediterraner und westlicher Formen nach Schulze-DÖrrlamm 2002, 121, so sind die
Überlegungen von Schach-DÖrges 2004, 61 mit Anm. 344 zu möglichen Importstücken in Südwestdeutschland hinfällig.
Grundlegend: Bierbrauer 1975.
263
CHRISTOPH EGER
Abb. 25. Verbreitung der Gürtelschnallen mit rechteckigem Plate-inlaying-Beschlag vom Typ Komorn-Gültlingen-Bingen/C14
Besatzstücke vom Gürtel umfasst103. Formen einer der beiden Varianten vom Typ Komorn-GültlingenBingen fehlen darunter104. Vorläufig spricht manches dafür, dass die Schnalle aus Capraia aus einer
nordalpinen, vielleicht südwestdeutschen Werkstätte stammt.
3. Die Schuhschnallen
Das Kleidungszubehör der drei Bestattungen lässt kaum nähere Aussagen zu der einstmals getragenen Kleidung zu. Grundbestandteil dürfte eine in der Hüfte gegürtete Tunika gewesen sein. Nur
Arifridos besaß eine Fibel, die zum Verschluss eines Umhangs, wohl einer auf der rechten Schulter
verschlossenen chlamys, diente. Aus zahlreichen Mosaik- und anderen bildlichen Darstellungen bekannt, handelt es sich um ein Kleidungsstück, das sowohl von Soldaten als auch im zivilen Leben,
etwa bei der Jagd, getragen wurde105. Wegen der fehlenden Waffenbeigabe bleibt im Falle des Arifridos
ungeklärt, ob hier ein Vornehmer in Offiziersuniform oder aber in repräsentativer „ziviler“ Kleidung
bestattet wurde. Schon das mahnt zur Zurückhaltung bei der Interpretation des Bestatteten als typischem Vertreter der spätrömischen Militäraristokratie. Als weitere Besonderheit dieses Grabfundes fällt
das goldene Kleinschnallenpaar auf, bei dem es sich um Schuh- oder Stiefelschnallen gehandelt ha103
104
105
Eger 2012, 202–227.
Aus dem westlichen Mittelmeerraum liegt derzeit nur eine bronzene Schnalle unbekannter, spanischer Herkunft vom Typ
Komorn-Gültlingen-Bingen vor, die im Archäologischen Museum von Katalonien, Barcelona, aufbewahrt wird.
So grundsätzlich auch von Rummel 2007, 244f. – Zuvor jedoch interpretierte er die chlamys als typische Kleidung militärischer Funktionäre (von Rummel 2007, 212f.), die auf bildlichen Darstellungen geradezu idealtypisch zivile und militärische
Funktionäre scheide. Das gilt jedoch nur für das fußknöchellange paludamentum hoher Würdenträger.
264
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
ben könnte. Sie gehören zu den Miniaturschnallen mit D-förmigem Beschlag
und einzeln gefasstem Cabochon106. Vor
allem ihre geringe Größe von nur 2,4cm
und die Paarigkeit sprechen für eine
Verwendung als kostbarer Schuhbesatz,
obwohl der entsprechende Lagebefund
im Grab unbekannt ist. Als Parallele
innerhalb Nordafrikas kommen zwei
goldene Kleinschnallen aus Grab 1 aus
der Basilika von Souk el-Khemis, Nordostalgerien, in Frage, deren Lage im
Grab jedoch ebenso wenig festgehalten
wurde. Darüber hinaus bestehen Zweifel an einer echten Paarigkeit, weil
beide Stücke in unterschiedlicher, anAbb. 26. Souk el-Khemis, Algerien, Inventar aus Grab 1. M. 2:3
geblich aber originaler Größe abgebildetwurden (Abb. 26)107.
Die Vermutung, dass solche kostbaren Kleinschnallenpaare in der erste Hälfte bis Mitte des 5. Jhs.
als Schuhschnallen verwendet wurde, kann sich auf wenige gesicherte Befunde vornehmlich aus dem
Mitteldonauraum stützen. Dazu zählen beispielsweise die Kriegergräber von Blučina, Tschechien, und
Lébény, Ungarn, bei denen die Kleinschnallen in situ an den Füßen angetroffen wurden108. Ältere Belege noch aus dem 4. Jh. sind aus der Černjachov-Kultur bekannt109. Erst im letzten Drittel des 5. Jhs.
mehreren sich gut dokumentierte Befunde, als die Verwendung von edelmetallenen Schuhschnallen
für rund eine Generation unter der (ost-)fränkischen und alamannischen Oberschicht, und zwar sowohl bei Männern als auch Frauen, à la mode war110.
Die Gesamtverbreitung der frühvölkerwanderungszeitlichen Kleinschnallen mit rundem, verdickten Bügel (vgl. Abb. 15; darunter jedoch nur ein Teil als Schuhschnallen verwendet, eine eigene
Kartierung für gesicherte Befunde von Schuhschnallen fehlt) zeigt das von den Rundschnallen mit
Rundbeschlag, von denen ein Gutteil ebenfalls als Schuhschnallen getragen worden sein dürfte, vertraute Verbreitungsbild: Besonders häufig stammen die Kleinschnallen aus dem Mitteldonauraum.
Weitere Exemplare wurden im nordöstlichen Schwarzmeerraum gefunden. Nach Westen hin nimmt
die Verbreitung dagegen abrupt ab: nur einzelne Stücke stammen aus der Mittelrheingegend und aus
Nordgallien sowie aus Südwesteuropa111.
Nach von Rummel dokumentiert dieses Verbreitungsbild wie andere auch nur jene Zonen, in denen eine besondere Beigabensitte existierte, keineswegs aber die Gesamtausdehnung der ursprünglich
verbreiteten Kleidungssitte, Schuhe oder Stiefel mit besonderen Kleinschnallen zu schmücken. Daran
ist soviel richtig, dass sicherlich für den Mittelmeerraum Abstriche zu machen sind und die Fundlücke
mit großer Vorsicht zu bewerten ist. Doch übersah er, dass uns mit den Verbreitungsschwerpunkten
106
107
108
109
110
111
Der Typ ist bei Schulze-DÖrrlamm 2002 nicht erfasst. Mit den Schnallen vom Typ C7 sind dort nur D-förmige Schnallenbeschläge mit Zargenfassung berücksichtigt. Auf zwei einzelne Miniaturschnallen aus Paris und aus Kerč machte Kazanski
1994, 144 Gruppe I.2.D; 178 Abb. 5,9–10.
Laporte 1999, 378, Abb. 5B–C; Quast 2007, 276, Abb. 30,C3–4. –Zur angeblich maßstabsgetreuen, von Verf. allerdings bezweifelten Wiedergabe Laporte 1999, 378. Wahrscheinlicher erscheint mir, dass der Beschlag ohne erhaltenen Schnallenbügel doppelt so groß abgebildet wurde wie die vollständig erhaltene Schnalle, vgl. Eger 2012, 206–207.
Zusammenfassend zu beiden Grabinventaren: Schmauder 2002 II, 21–27 Abb. 5 (Blučina); 35–37 Abb. 9 (Lébény; nur eine
Kleinschnalle am rechten Fuß erhalten).
Schmauder 2002 I, 159; Bierbrauer 2008, 42 Anm. 145.
Quast 1993, 84–86; Schach-DÖrges 2004, 47f. 66f.
Schmauder 2002 II, 121 Karte 14; typologisch aufgegliedert: Bierbrauer 2008, 40 Abb. 4 (zu ergänzen ist Karthago-Koudiat
Zâteur).
265
CHRISTOPH EGER
innerhalb der nördlichen Peripherie des Mittelmeerraums ein wertvolles Korrektiv zur Verfügung
steht, das bis zu einem gewissen Grad auch Rückschlüsse auf die weiter südlich gelegenen Gebiete
erlaubt. Denn die Verbreitung der Kleinschnallen bzw. Schuhschnallen ist weder mit der Gesamtverbreitung beigabenführender Bestattungen des 5. Jhs. deckungsgleich, noch steckt sie in groben Zügen
dieses Gebiet ab. Vielmehr ergeben sich klare Schwerpunkte: So liegen trotz der außerordentlich guten
Quellenlage nur einzelne Stücke aus Nordgallien und entlang des Rhein- und Donaulimes vor. Diese
Fundlücke deutet auf unterschiedliche regionale Schuhmoden der Eliten während der ersten Hälfte
und Mitte des 5. Jhs. Wie bereits hervorgehoben, fanden Schuhschnallen in den ehemaligen Nordwestprovinzen erst eine Generation später vorübergehend Eingang in die Kleidung der Oberschicht.
Dessen ungeachtet, sah von Rummel eine einstmals sehr viel weiter reichende Verbreitung von
Schnallen an Schuhen oder Beinbekleidung innerhalb des Römischen Reichs auch durch literarische
und Bildquellen abgesichert112. So sei bekannt, dass die römischen Kaiser bereits seit dem 3. Jh. reich
mit Edelsteinen verziertes Schuhwerk trugen. Schnallen finden allerdings keine Erwähnung in den
Quellen und sind auch nicht auf den bildlichen Darstellungen zu erkennen. Nach von Rummel könne
ein solcher Detailreichtum in den Darstellungen auch nicht erwartet werden, weshalb der ausbleibende ikonographische Beleg keine Bedeutung für diese Frage habe113. Dem sei hier widersprochen. Denn
das offizielle Bildprogramm römischer Kaiser legte bei aller Stilisierung und Idealisierung durchaus
Wert auf eine detaillierte Wiedergabe von Kleidungsbestandteilen. Wo nicht auf ältere, überkommene
Bildschemata zurückgegriffen wurde, darf also eine eng an die reale Kaisertracht angelehnte Darstellung erwartet werden. Das verdeutlicht etwa der bekannte Tetrarchenstein aus Venedig, der die Augusti und Caesares in einem gleich gehaltenen militärischen Dienstkostüm wiedergibt (Abb. 27): Hervorgehoben sind jeweils die Mantelfibel, der mit verschiedenen steinverzierten Beschlägen versehene
Gürtel und das reich verzierte Schwert114. Auch die Schuhe wurden in der Darstellung keineswegs
vernachlässigt: Neben den einzelnen Riemen, welche die campagi zusammenhalten, sind runde Scheiben zu erkennen, die tatsächlich auf Zierbesatz hinweisen. Um eine Schnalle handelt es sich dabei aber
nicht und ihre Abwesenheit lässt sich auch nicht mit fehlender Detailgenauigkeit begründen, wie die
vom Bildhauer herausgearbeiteten Riemenschlaufen zeigen.
In die gleiche Richtung deutet das Schuhwerk der prachtvollen Hoftracht, in der sich Theodosius
der Große auf dem Missorium von Almendralejo darstellen ließ (Abb. 28)115. Am oberen Schuhschaft
sitzt eine runde Scheibe, die als Dekor oder vielleicht als eine Art Knopfverschluss, kaum aber als
Schnalle interpretiert werden kann. Eine solche ist nicht zu erkennen und diese Tatsache kann angesichts der zahlreichen Details von Kleidung und Schuhen nicht einfach übergegangen werden. Der Toreut legte offensichtlich Wert auf die Gewand- und Schuhornamentik, aber auch auf Accessoires und
hätte trotz der kleinmaßstäblichen Darstellung eine prunkvolle Schuhschnalle anzudeuten gewusst,
wenn es denn eine gegeben hätte.
Nur extrem selten ist Schuhwerk, zumal Schuhe oder Stiefel von einiger Qualität, im archäologischen Befund überliefert. Als wenig bekanntes Beispiel sind hier die Schuhe aus den Ausgrabungen
R. Forrers im koptischen Gräberfeld von Panopolis/Akhmin in Mittelägypten zu erwähnen, darunter
ein exzeptionell gut erhaltener Schuh aus purpur gefärbtem Leder, über dessen genaues Aussehen wir
dank der hervorragenden Farblithographien in der Publikation von H. Frauberger wissen (Abb. 29)116.
Typologisch steht der ägyptische Schuh den auf dem Theodosius-Missorium dargestellten Schuhen
des Kaisers sehr nahe. Auf dem Spann ist eine kreisrunde goldfarbene oder blattvergoldete Verzierung
zu erkennen, die eine Vorstellung von den scheibenartigen Verzierungen der bildlichen Darstellung
gibt. Demnach ist hier nicht durchweg an kostbaren Steinbesatz oder gar Schnallen, sondern öfters an
112
113
114
115
116
von Rummel 2007, 118; 341.
von Rummel 2007, 341.
Delbrueck 1932, 88; Abb. 33; Ragona 1963.
Monographisch: Almagro et al. 2000.
Frauberger 1895/96. – Zu den Ausgrabungen in Panopolis/Akhmim: Forrer 1893.
266
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 27. Venedig, San Marco, Tetrarchenstein; Schuhe eines Tetrarchen.
Abb. 28. Missorium des Theodosius aus Almendralejo, Spanien, und Ausschnitt mit den Schuhen des Kaisers
und eines Amtsträgers.
farbigen Dekor oder aufgenähte Appliken zu denken. Schuhschnällchen besaßen nach Ausweis der
Publikation Fraubergers weder dieser noch die anderen aus Panopolis bekannten Schuhe und Stiefel.
Soweit anhand archäologischer Befunde zu rekonstruieren, waren Schuhschnallen offenbar zuerst
im nördlichen Kaukasus üblich, als Beispiel mag hier ein polychrom verzierte Schuhschnallengarnitur
des 3./4. Jhs. aus Samtavro in Georgien dienen, die aus einem Paar Kleinschnallen und zugehörigen
267
CHRISTOPH EGER
Riemenzungen besteht117. Allerdings steht zu
vermuten, dass man im Nordkaukasus die Sitte
aus dem Perserreich übernommen hatte.
Gleichzeitige Belege für eine Verwendung
von Schuhschnallen auf römischem Gebiet fehlen. Bislang singulär ist ein Grabfund aus dem
spätrömischen Gräberfeld von Ravna, Serbien,
der über eine Zwiebelknopffibeln vom Typ 3/4 in
die zweite Hälfte des 4. Jhs. datiert werden kann
(Abb. 30)118. Das Schnallenpaar lag offenbar an
den unteren Extremitäten, wobei die Befundsituation aufgrund der schlechten Erhaltung der
Skelettreste und der Lage der übrigen Beigaben
(Fibel und Schnalle in ungewöhnlicher Lage
auf der linken Seite des Beckens) zur Vorsicht
mahnt. Auch überrascht der Befund einer Perlenkette, der auf die Bestattung eines weiblichen
Abb. 29. Panopolis/Akhmim, Ägypten; rot gefärbter
Individuums hinweisen könnte. Sieht man von
Lederschuh mit goldfarbenem Dekor.
diesem Grabfund ab, erscheinen Schuhschnallen
im Mitteldonauraum erst in der Zeit um 400 und dann stets im Kontext von Erzeugnissen der (ostgermanisch-)donauländischen Kultur.
Der fehlende archäologische Nachweis von Schuhschnallen im Mittelmeerraum kann nicht pauschal mit der fehlenden Beigabensitte begründet werden: Bereits im Rahmen unserer Betrachtung einzelner Schnallentypen wurde auf verschiedene Regionen aufmerksam gemacht, aus denen Fundstoff
und darunter auch Grabfunde dieser Zeit bekannt sind. Insbesondere im Nahen Osten, in den syrischpalästinischen Provinzen, scheint man die Toten kontinuierlich von römischer bis an das Ende der
byzantinischen Zeit und zum Teil sogar noch später mit Schmuck und Kleidungszubehör bestattet zu
haben. Zahlreiches Fundmaterial erbrachte beispielsweise die Ausgrabungen der staatlichen Bodendenkmalpflege der Provinz Damaskus in Darayya am südwestlichen Rand der Ghuta von Damaskus.
Zwischen 2005 und 2010 wurden hier mehrere Hypogäen untersucht, die vom 3. Jh. bis in das 6./7. Jh. in
Benutzung waren119. Ein Belegungshorizont des 5. bis frühen 6. Jhs. gibt sich u. a. durch einen runden
Cloisonné-Beschlag und eine herzförmige Schnalle zu erkennen. Auch sind mit Goldohrringen und
Perlenketten aus Halbedelsteinen Bestattungen einer gehobenen sozialen Schicht nachweisbar. Kleinschnallenpaare fehlen hingegen im Fundspektrum. Sie sind auch aus anderen Nekropolen der Region
bislang nicht zum Vorschein gekommen, soweit Verf. dies überprüfen konnte120.
Innerhalb Nordafrikas, das hier mit den Kleinschnallen aus dem Arifridos-Grab in Thuburbo Maius
und Souk el-Khemis den Ausgangspunkt der Betrachtung bildete, sind den Untersuchungen dagegen enge Grenzen gesetzt. Im gesamten südwestlichen Mittelmeerraum wirkt sich die weitgehend
beigabenlose Bestattungssitte im 5. Jh. auf die Quellenlage aus. Gleichzeitig besteht die Gefahr eines
Zirkelschlusses, die von Rummel durch eine seiner Meinung nach nicht zu begründende ethnische
Interpretation der wenigen reicher ausgestatteten Grabfunde gegeben sah: Sobald ein Grab Schmuckund Kleidungszubehör enthält, werde es als vandalisch interpretiert, was auch im vorliegenden Fall
des Arifridos-Grabes mit seinem vermutlichen Schuhschnallenpaar zutrifft. Tatsächlich lässt sich dieses Problem in Landschaften mit weitgehend fehlender Beigabensitte nicht ohne weiteres lösen. Als
117
118
119
120
Soupault 2003, Taf. 58,1.
Petković–RuŽić 2005, 164, Taf. 6,G.44,5–8.
Eger –Hamoud 2011. – Die Funde wurden von Verf. im Rahmen eines Auslandsstipendiums des Deutschen Archäologischen Instituts an der Orient-Abteilung aufgenommen.
Beispielsweise sind keine Kleinschnallenpaare aus der Felskammernekropole von Yajuz oder dem Flachgräberfeld von
Khirbet es-Samra, beide Jordanien, bekannt, deren Inventare von Verf. bearbeitet werden.
268
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 30. Ravna, Serbien, Grab 44
Korrektiv können aber Schatzfunde des 5. und frühen 6. Jhs. mit Schmuck und Kleidungszubehör
herangezogen werden. Für Nordafrika steht hier allerdings außer dem Schatzfund von Karthago, der
neben einem großen Set an silbernem Tafelgeschirr eine begrenzte Zahl von Frauenschmuck lieferte121, nur der Schatzfund von Cartennae/Ténès im westlichen Algerien zur Verfügung. Der vermutlich
in den Jahren 420/30 verborgene Schatz enthielt kostbares Kleidungszubehör von mindestens einer
weiblichen Person und zwei männlichen Personen (ausgehend von der Zahl der Fibeln und der Gürtelbestandteile), die zu den höchsten Würdenträgern ihrer Zeit in Nordafrika gehört haben müssen122.
Kleinschnallen(-paare), die auf die Verwendung von Schuhschnallen hinweisen könnten, fehlen in
dem Verwahrfund. Sicherlich ist dieser Befund kaum mehr als ein Indiz, zumal die zufällige Bergung
kein Garant für vollständige Überlieferung bietet und auch bei der ursprünglichen Auswahl der Pretiosen der Zufall eine Rolle gespielt haben könnte. Und doch ist das Ausbleiben von Klein- bzw. Schuhschnallen in diesem Zusammenhang bemerkenswert.
4. Zur Interpretation der Bestattungs- und Beigabensitte
In der Diskussion um die ethnische Bewertung der drei Männergräber wurde oftmals angeführt,
dass die Bestattung mit Kleidungszubehör und Waffe typisch barbarisch sei, während die Gegner
einer primär ethnisch orientierten Sichtweise dies mit einem geänderten Repräsentationsbedürfnis
der spätrömischen Militärelite des Westreichs begründeten. Im folgenden wird daher zu fragen sein,
ob Waffengräber in der spätrömischen Welt per se etwas Fremdes waren und auf barbarische Präsenz
hinweisen oder als Beleg einer nach neuen Ausdrucksformen suchenden Militärelite gelten können.
Zweitens ist zu überprüfen, ob es sich bei diesen Bestattungen durchweg um besonders reich ausgestattete Gräber handelt, die mit der Elite der Gesellschaft verbunden werden müssen. Und drittens ist
die Quantität und geographische Verteilung dieser Gräber von Bedeutung: Stammen sie aus jenen
Regionen, die nachweislich von den Wanderbewegungen der völkerwanderungszeitlichen Gentilverbände betroffen waren oder sind sie überall dort zu finden, wo spätrömisches Militär stationiert war?
121
122
Baratte et al. 2002. Zur Schmuckausstattung C. Metzger in: Baratte et al. 2002, 76–87.
Heurgon 1958, 75f.; Eger 2012, 159.
269
CHRISTOPH EGER
Zur Waffenbeigabe im spätrÖmischen Reich
Waffenbeigaben waren im spätrömischen Reich durchaus bekannt, allerdings beschränkt sich ihr
Vorkommen auf bestimmte Regionen. Im Mittelmeerraum – Nordgallien und die germanischen
Provinzen sollen hier außer Betracht bleiben123 – zählt dazu die nördliche Meseta in Spanien. Im 4. und
5. Jhs. wurden hier kleine Grabgruppen und wenige Gräberfelder angelegt, die von der spanischen
Forschung unter dem Begriff der Duerotal-Kultur oder der Duerotal-Gräberfelder zusammengefasst
werden124. Während die Mehrzahl der Gräber beigabenlos ist, weisen wenige Gräber eine Gefäßbeigabe, etwas Schmuck oder Kleidungszubehör (fast ausschließlich Schnallen) und Männergräber auch
Bestandteile der Bewaffnung auf. Besonders typisch ist die Beigabe eines Dolchs vom Typ Simancas
oder einer Lanzenspitze (Abb. 31)125. Ältere Überlegungen, diese Gräber mit barbarischen Foederaten
zu verbinden, die an einem innerspanischen Limes stationiert gewesen sein sollen, konnten nicht
überzeugen und wurden zu Recht aufgegeben126. Vielmehr handelt es sich um Bestattungsplätze einer
einheimischen ländlichen Bevölkerung im Umkreis großer Villen, unter denen sich wahrscheinlich
auch Angehörige privater Milizen befanden.
Eine andere Region, aus der spätantike Waffengräber bekannt sind, ist der Nahe Osten. Allerdings
liegen bislang nur einzelne Befunde vor, die den Ausnahmecharakter der Waffenbeigabe in den palästinischen und arabischen Provinzen unterstreichen. Als Beispiel sei hier der Grabfund eines Bogenschützen aus Be`er Sheva` in Israel angeführt, der mit einem Satz Dornpfeilspitzen bestattet wurde127.
Über die mitgegebene Zwiebelknopffibel vom Typ 3/4 nach Keller und Pröttel lässt sich der Fund in die
zweite Hälfte des 4. Jhs. datieren128. Nicht unwahrscheinlich ist, dass es sich hierbei um einen Angehörigen einer auch schriftlichen überlieferten Auxiliareinheit sarazenischer Bogenschützen handelt129.
Als Sarazenen wurden die arabischen gentes bezeichnet, die in den Wüstenregionen der palästinischen
und arabischen Provinzen sowie jenseits der Limeszone lebte. In diesem Fall könnte die Waffenbeigabe als fremde, „barbarische“ Sitte dieser nur halb oder nicht romanisierten Wüstenbewohner gelten.
Ein weiterer Fund militärischer Ausrüstung des späten 4. oder frühen 5. Jhs. ist aus der Region östlich des Jordan bekannt, und zwar aus einem am Ostufer des Toten Meeres bei el-Haditha gelegenen,
bereits weitgehend geplünderten Friedhof. Zu den wenigen noch mehr oder minder intakten Gräbern
gehört ein Grab, dessen Inventar S. Th. Parker anhand der im Museum von Kerak, Jordanien, aufbewahrten Funde rekonstruieren konnte (Abb. 32)130. Die als Schachtgrab mit länglichen Decksteinen
konstruierte Gruft enthielt das Skelett eines adulten Individuums, das mit zwei Sigillata-Schalen und
einem eisernen Helm bestattet worden war. Bei den Sigillata-Schalen handelt es sich um nordafrikanische Ware der Formen ARS Hayes 59B und 61A, die Parker aufgrund ihres Stempeldekors in einen
jüngeren Abschnitt der Gesamtgebrauchszeit beider Formen setzte und in die Jahre zwischen 350 und
420 datierte131. Von besonderem Interesse ist in unserem Zusammenhang der Helmfund, der einzige
seiner Art in Jordanien. Der Helm besteht aus zwei durch ein eisernes Band zusammengehaltene Viertelkalotten und wurde von Parker hinsichtlich seiner Konstruktion mit spätrömischen Helmfunden
verglichen , die u. a. aus den Donauprovinzen bekannt sind132. Die Helmbeigabe zeichnet den Bestatteten als Soldaten aus, wobei Parker primär an einen Angehörigen der Reiterei dachte und in Erwägung
zog, dass er zu einer Einheit einheimischer berittener Bogenschützen gehörte, den equites Mauri Illyri123
124
125
126
127
128
129
130
131
132
Vgl. hierzu die Ausführungen von BÖhme 1974; zuletzt BÖhme 2008; konträr: Halsall 2007.
Grundlegende Literatur a. a. O., Anm. 82.
Zur Beigabensitte vgl. die Ausstattungstabellen bei Fuentes Domínguez 1989, 123–147.
Zur älteren „Limes-Theorie“ vgl. Raddatz 1963; Blázquez 1974; Domínguez Monedero 1983. Dagegen schon von Zeiss 1934,
90f, als Friedhöfe der einheimischen Bevölkerung gedeutet.
Gorin 2003, 89, Abb. 132.
Keller 1971, 37–41; PrÖttel 1988, 357–364.
Vgl. Parker 1994, 393.
Parker 1994, 385; die Nekropole ist im übrigen unpubliziert.
Hayes 1972, 96 –107; Parker 1994, 391.
Parker 1994, 393.
270
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 31. San Miguel de Arroyo, Spanien, Grab 10. M. ca. 1:2. Lanze M. 2:5
271
CHRISTOPH EGER
Abb. 32. Haditha, Jordanien, Inventar des Helmgrabes. M. 1:4.
cani, die der Notitia Dignitatum zufolge nur 18 km östlich von el-Haditha bei Areopolis/er-Rabba stationiert waren133. Allerdings fehlt die Beigabe von Pfeilspitzen, die wie in Be´er Sheva` seine Funktion als
Bogenschütze verdeutlichen würde. Auch ließen sich keine weiteren Bestandteile der Ausrüstung oder
des persönlichen Zubehörs ermitteln.
Nach dieser kurzen, auf wenige Beispiele beschränkten Betrachtung sind zwei Punkte festzuhalten:
1) Die Waffenbeigabe ist in der Spätantike nicht a priori mit Barbaren zu verbinden; vielmehr ist
sehr genau der Kontext der Waffengräber und das Fundmaterial zu untersuchen. In den nordkastilischen Gräberfeldern der sog. Duerotal-Kultur handelt es sich offenbar um ein regionales
Phänomen der ländlichen, einheimischen Bevölkerung. Die bislang wenigen Beispiele im Nahen Osten entziehen sich dagegen einer genaueren Beurteilung. Hier liegt allerdings in Verbindung mit der schriftlichen Überlieferung (Notitia Dignitatum) der Gedanke nahe, dass die Waffen133
Parker 1994, 393; Not. Dign. Or. XXXVII.
272
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
beigabe dem Brauchtum barbarischer Angehöriger der römischen Truppen, in diesem Falle der
„Sarazenen“, entsprochen haben könnte134.
2) Spätantike Gräber mit Schwertbeigabe sind weder aus den römischen Provinzen im Nahen Osten noch aus der Duerotal-Kultur bekannt. Die Beigabe der Spathen aus Beja und Capraia ist in
ihrem Umfeld ein neuer Brauch, der soziologisch und kulturell (Herkunft der Schwertformen,
nächste, zeitnahe Parallelen für den Brauch der Schwertbeigabe) differenziert zu betrachten ist.
Wie aufgezeigt werden konnte, deuten sowohl die nächsten Parallelen der Schwertformen als
auch der Schwertbeigabe in beiden Fällen auf unterschiedliche barbarische Herkunftsräume.
Elite- und Prunkgräber – Zur sozialen Stellung der Bestattungen
Wie bereits eingangs erläutert, galten von Rummel die Männergräber von Beja, Capraia und Thuburbo Maius gemeinsam mit Prunkbestattungen wie denjenigen von Pouan und Tournai (ChilderichGrab) und gemeinsam mit einer Reihe von prunkvollen Frauengräbern als Beleg einer neuen Bestattungssitte der spätrömischen Militäraristokratie135. Doch werden hier sehr verschiedene Grabfunde
auf eine gemeinsame Stufe gestellt. Von der prunkvollen und extrem umfangreichen Ausstattung des
482 gestorbenen Frankenkönigs Childerich136 und auch von jener des in Pouan bestatteten Vornehmen137 unterscheiden sich die drei mediterranen Grabfunde durch eine quantitativ und in Capraia auch
qualitativ (Schnallen nur vergoldet) deutlich beschränkte Ausstattung. Arifridos wurde überdies ohne
Waffe bestattet. Damit deuten sich nicht nur erhebliche soziale und Rangunterschiede an, sondern es
ist auch zweifelhaft, inwiefern man in Hinblick auf das Arifridos-Grab von einem typischen Vertreter
des Militärs sprechen kann138. Damit aber gerät eine Kernthese von Rummels ins Wanken: Dass es sich
bei den „inhumations habillée“ des 5. Jhs. grundsätzlich um reich ausgestattete Gräber, mithin um
Elitegräber, ja sogar Prunkbestattungen handele, deren Auftreten und Beigabensitte mithilfe der Kossackschen Prunkgrabtheorie139 erklärt werden könne140.
Darf man schon den Prunkgrabcharakter von Gräbern wie Beja, Thuburbo Maius und ganz besonders Capraia stark anzweifeln, so lassen sich aus dem vandalenzeitlichen Nordafrika weitere Belege für
eine einfachere Ausstattung unter den Frauengräbern finden. Zu nennen sind hier die beiden bereits
Mitte des 19. Jahrhunderts aufgefundenen Gräber bei Hippo Regius/Annaba, Algerien, deren Inventar
zwar mit Fibelpaar und Schnalle über kennzeichnende Elemente des weiblichen Kleidungszubehörs
und (Grab 2/1865) über Schmuck und Gerät verfügt, aber hinsichtlich der verwendeten Materialien
deutlich unterhalb der Ebene der mit goldenem Schmuck und Kleidungszubehör ausgestatteten Grä-
134
135
136
137
138
139
140
Eine solche Annahme müsste über weitere Untersuchungen zur Bestattungs- und Beigabensitte im Limesvorfeld bzw. auf
der Arabischen Halbinsel erhärtet werden.
von Rummel 2007, 375, 384, 386.
Guter Überblick: P. Périn–M. Kazanski, Das Grab Childerichs I. In: Wieczorek et al. 1996, 173–182; Koch, U.–von Welck,
K.–Wieczorek, A. V.1. Das Grab des Frankenkönigs Childerich I. In: Wieczorek et al. 1996, 879–883.
Zuletzt Ph. Riffaud-Longuespé in: Aillagon 2008, 322f.
Unbefriedigend ist der Vorschlag von Rummels 2007, 404, die mit Schwert Bestatteten als Angehörige des Heeres, jene ohne
Schwert als Angehörige der militia non armata, also der kaiserlichen Verwaltung, zu betrachten, weil damit die Schwertbeigabe auf einen rein funktionalen Aspekt reduziert wird.
Kossack 1974.
von Rummel 2007, 9: „Die wenigen bekannten Grabfunde [des 5. Jhs., Ergz. des Verf.] sind vielmehr, von wenigen Ausnahmen abgesehen, als ´privilegiert` anzusprechen.“ Unter Elite verstand er „mächtige, wirtschaftlich potente und/oder
gebildete Personen und Gruppen“. Vgl. ferner von Rummel 2007, 377: „Und schließlich kam auch der Großteil der hier angesprochenen Bodenfunde in Gräbern ans Licht, in denen Tote mit einem anzunehmenden privilegierten Status bestattet
wurden.“ – Als sehr problematisch erweisen sich die weiteren Ausführungen auf S. 382f. zum Prunkgrab-Begriff. Unterschiedslos werden hier „reiches Grab“ oder „Grab mit umfangreicher Ausstattung an metallenen Kleidungsbestandteilen“
mit Prunkgrab gleichgesetzt und schließlich spricht von Rummel auch die von Böhme 1974 ausführlich behandelten nordgallischen Gräber des späten 4. und 5. Jhs. als „Prunkbestattungen“ an. Vgl. dagegen die von Kossack 1974, 4f. genannten
Kriterien.
273
CHRISTOPH EGER
ber wie etwa aus Thuburbo Maius und Karthago-Koudiat Zâteur rangiert141. Beide haben wenig gemein
mit Prunkgräbern im Sinne Kossacks. Einzelfunde buntmetallener Armbrust- und Bügelfibeln, die
aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes aus nicht-dokumentierten Grabfunden stammen dürften,
deuten auf die Existenz weiterer Bestattungen von Personen, die hinsichtlich ihrer sozialen Stellung
nicht zur Spitze der vandalischen Gesellschaft und wohl nicht einmal zur vandalischen Oberschicht
gezählt werden können142.
Ein anderer Einwand betrifft die These von Rummels, dass es sich bei den mit mehr oder minder
prunkvollem Schmuck und Kleidungszubehör ausgestatteten Gräbern um ein besonderes Phänomen
des weströmischen Reichs handele, das so im Oströmischen Reich nicht anzutreffen sei und mit der
besonderen politischen Konstellation des Westreichs zusammenhänge143. Diese These ist schlichtweg
falsch. Wie bereits weiter oben, im Zusammenhang mit den Schuhschnallen und auch mit den Waffengräbern, gezeigt werden konnte, hat es beigabenführende Bestattungen in spätrömischer und byzantinischer Zeit auch an der nordöstlichen Peripherie des Oströmischen Reichs und in dessen südlichen und
südöstlichen Teilen gegeben: Sowohl in Ägypten als auch im Nahen Osten wurden die Toten offenbar
kontinuierlich von der römischen Zeit bis in das 6. und 7. Jh. bekleidet und mit Schmuck und teilweise
auch Kleidungszubehör bestattet. Darunter befinden sich gelegentlich polychrom verzierte Gegenstände, wie die Gürtelgarnitur aus „Reastan“/ar-Rastan in Syrien (Abb. 33)144, und auch etwas Goldschmuck
in Form goldener Ohrringen145. Zwar fehlen bis heute Nachweise von Gräbern, deren Goldreichtum
sich mit den Grabfunden von Pouan und Tournai messen können. Aber das Ausstattungsniveau von
Gräbern wie demjenigen des Kriegers aus Capraia (bronze- und bronzevergoldetes Kleidungszubehör
mit Cloisonnéverzierung) wird erreicht. Waffenbeigaben bleiben dagegen vereinzelt.
So sind es weniger die Bestattungs- und Beigabensitte im Allgemeinen, welche die zur Diskussion
stehenden mediterranen Grabfunde innerhalb des Mittelmeerraumes während der ersten Hälfte und
der Mitte des 5. Jhs. hervorheben, als vielmehr bestimmte Merkmale der Ausstattung wie die Waffenbeigabe, besonders die Schwertbeigabe, die Kleidungsweise der Frauen (paarige Schulterfibeln in
den Frauengräbern) und einige Sachformen. Die Fundorte dieser und der überschaubaren Zahl vergleichbarer Gräber sind innerhalb des Mittelmeerraumes auf die westliche Reichshälfte beschränkt.
Allerdings liegen ähnliche ausgestattete Gräber ebenfalls vom Mitteldonauraum über den Schwarzmeerraum bis zum Nordkaukasus entlang der gesamten nördlichen Rand der östlichen Reichshälfte
vor. Eine sinnvolle Erklärung dieses besonderen Verbreitungsbildes mit der Militäraristokratie und
innenpolitischen Verhältnissen des weströmischen Reichs überzeugen deshalb nicht146.
Schließlich spricht die ungleiche geographische Verteilung der „Elitegräber“ innerhalb der weströmischen Reichshälfte gegen die Verbindung mit der spätrömischen Militärelite: So bleibt auch von
Rummel nicht verborgen, dass sich reiche Grabfunde mit den schon benannten Elementenan der nordöstlichen Peripherie, im Karpatenbecken und in Pannonien, massiv konzentrieren, während sie nach
Westen und Südwesten stark ausdünnen bzw. nur vereinzelt angetroffen werden. Zumindest aber in
Gallien und in Oberitalien, wo große Teile des comitatensischen Heeres und des Führungsstabes in
der ersten Hälfte des 5. Jhs. stationiert waren, müssten nach der These von Rummels ebenfalls zahlreiche Gräber in Erscheinung treten. Das ist nicht der Fall147. Hier mit einem schlechteren Grabungs- oder
141
142
143
144
145
146
147
Zum Inventar der Gräber 1–2/1865 aus Hippo Regius/Annaba Quast 2007, 242–247; zu Karthago-Koudiat Zâteur Eger 2001,
353–370.
Vgl. Eger 2008, 192, Abb. 1,4, 193 Abb. 2,6, Eger 2012, 321–322.
Vgl. von Rummel 2007, 384–386, 403.
Quast 1999c, 234 Abb. 3; 235 Abb. 4.
Vgl. z. B. Eger–Hamoud 2011, 74 Abb. 7a–c.
So aber von Rummel 2007, 385.
Die Zahl der Grabfunde nimmt zwar zu, wie etwa die vor einigen Jahren aufgedeckten Gräber bei Sacca di Goito, Oberitalien, zeigen (Sannazaro 2006). Aber das ändert nichts an dem bestehenden Ungleichgewicht. Im übrigen wird man gerade
auch diese Neufunde aufgrund ihres Kleidungszubehörs eher an die Entwicklung im Karpatenbecken anzuknüpfen haben, denn mit einem generellen Modewechsel der spätrömischen Militäraristokratie.
274
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
Abb. 33. Gürtelgarnituren aus „Reastan”, wohl ar Rastan Syrien. M. 2:3.
Publikationsstand zu argumentieren148, wäre verfehlt: Viele Grabfunde aus dem Karpatenbecken sind
Zufallsfunde des 19. und frühen 20. Jhs., als die Archäologie dort nicht bedeutend weiter entwickelt
war als in Frankreich und Italien. Im übrigen haben die mediterranen Landesarchäologien, besonders
Frankreich, Italien und Spanien, in den letzten Jahrzehnten hinsichtlich des allgemeinen Interesses an
der Völkerwanderungszeit aufgeholt und insbesondere auch Grab- und Kleinfunden vertiefte Aufmerksamkeit geschenkt149.
Fassen wir die vorangehenden Überlegungen zusammen, kommt man nicht umhin, festzustellen,
dass von Rummel einen fahrlässig undifferenzierten Begriff von „römisch“ und „mediterran“ bei der
Interpretation der einzelnen Funde und der Beigabensitte der reich ausgestatteten Männergräber der
ersten Hälfte bis Mitte des 5. Jahrhunderts hat. Zwar kann schon seit der späten Kaiserzeit von einer
klaren Dichotomie „barbarisch/germanisch“ – „römisch“ nicht mehr die Rede sein; doch ebenso wenig
trifft die gegenteilige Annahme einer weitgehenden Übereinstimmung von barbarischer und römischer Sachkultur zu, wobei hier weniger ethnische als regionale Faktoren ausschlaggebend sind. Von
großer Bedeutung für die in den Gräbern von Beja, Thuburbo Maius und Capraia angetroffenen Objekte ist der Nachweis einer auch innerhalb des römischen Reichs bzw. des Mittelmeerraums regional
differenzierten Sachkultur, die Aussagen über die Mobilität von Sachgut und Personen zulässt. Die
Verteilungsmuster bestimmter Produkte wie Kleidungszubehör und Waffen scheinen dabei je nach
Verbreitungsschwerpunkt eher mit personaler Mobilität denn mit allgemeiner Diffusion, Mode, Handel oder Geschenkaustausch erklärbar zu sein. Nicht außer Acht bleiben kann hierbei die historisch
verbürgte Mobilität von barbarisch geprägten, wenngleich sehr heterogen zusammengesetzten Personenverbänden im Mittelmeerraum seit dem späten 4. Jh.
148
149
In diese Richtung zielend von Rummel 2007, 286f., 309.
Vgl. etwa den schon angeführten Vorbericht zu den Gräbern aus Sacca di Goito (Sannazaro 2006) oder den zusammenfassenden Beitrag zu den eine mögliche germanische Präsenz anzeigenden Objekten aus Toulouse (Bach et al. 2002), um hier
nur zwei Beispiele anzuführen.
275
CHRISTOPH EGER
Auch Besonderheiten der Bekleidungs- und Bestattungsweise lassen sich nicht einleuchtend mit
einer (einheitlichen) neuen Kleidungs- und Bestattungssitte der spätrömischen Militäraristokratie des
Westreichs erklären: Die sehr wahrscheinlich als luxuriöser Schuhbesatz (Schuhschnallen) dienenden
Miniaturschnallen des 5. Jhs. weisen formenkundlich in den Donau- und Schwarzmeerraum, die Sitte
der Schuhschnallen selbst dürfte östlichen Ursprungs (östlicher Schwarzmeerraum oder Sassanidenreich) sein. Soweit sich das anhand der archäologischen Überlieferung feststellen ließ, bildeten Schuhschnallen zu keinem Zeitpunkt ein gemeinrömisches Phänomen, sondern waren im Wesentlichen
unter der Kriegerelite im Donauraum bzw. unter der donauländisch geprägten frontier society üblich,
bevor sie gegen Ende des 5. Jhs. vorübergehend auch von westlichen Eliten imitiert wurden.
Die Sitte, den verstorbenen Krieger mit seinem Schwert zu bestatteten, ist im spätrömischen Mittelmeerraum ohne Beispiel, obwohl es in verschiedenen Regionen der west- wie auch der oströmischen
Reichshälfte durchaus üblich war, eine bestimmte Schicht der Verstorbenen mit persönlichen Zubehör
und weiteren Beigaben zu bestatten.
Eine neue Bestattungssitte der gesamten spätrömischen Militärelite der westlichen Reichshälfte
lässt sich nach kritischer Überprüfung der Verbreitung entsprechender Grabfunde nicht wahrscheinlich machen: Reich ausgestattete oder Elite-Gräber sind überwiegend im Donauraum, mit einer klaren
Konzentration in den pannonischen Provinzen und dem vorgelagerten Barbaricum anzutreffen. Nur
eine beschränkte Gräberzahl dieser Elite konnte darüber hinaus im westlichen Mittemeerraum dokumentiert werden, obwohl nach der Theorie von Rummels wesentlich mehr Gräber dieses Typs zumindest in Gallien und Oberitalien zu erwarten wären, wo ein Großteil der comitatensischen Truppen und
der westlichen Heeresführung stationiert war.
Ferner bleibt festzuhalten, dass die Sitte, den Toten mit persönlichem Zubehör und Gerät auszustatten, keineswegs ein neues Privileg der Militärelite der westlichen Reichshälfte war, sondern auch aus
Regionen der östlichen Reichshälfte bekannt ist, wie z. B. aus Ägypten und dem Nahen Osten.
Anstelle die zur Debatte stehenden Begräbnisse einer ihrer Herkunft nach nicht weiter aufzuschlüsselnden weströmischen Militäraristokratie zuzuschreiben, sei deshalb gleichsam als Gegenentwurf eine modifizierte „ethnische“ Deutung vorgeschlagen:
Der kulturelle Habitus der bestatteten Personen, der sich in ihrem Zubehör, ihrer Bewaffnung und
ihren Bestattungssitten dokumentiert, ist innerhalb der westlichen Mittelmeerwelt des 5. Jhs. neu und
fremd, weist aber Bezüge zu unterschiedlichen Regionen an der nördlichen Peripherie des Imperiums
auf. Aus diesem Grund können die Bestatteten der drei Beispielgräber – Beja, Capraia und Thuburbo
Maius – als ihrer Herkunft nach ortsfremde Personen gelten. Während der Krieger aus Beja und der
in Thuburbo Maius bestattete Vornehme Arifridos in ihrem Habitus und in der Herkunft der Einzelformen Affinitäten zur donauländischen Kultur zeigen und wohl auch aus dem Mitteldonauraum
stammen könnten, weisen die Indizien im Falle des in Capraia bestatteten Krieger auf eine Herkunft
aus nordalpinem, vielleicht ostfränkischem Gebiet. Allerdings spiegelt sich in ihrer Bestattungsweise,
Kleidung und Bewaffnung keine Ethnizität, sondern eine kulturelle Prägung, die je nach den zur Verfügung stehenden Kriterien und dem Forschungsstand eine mehr oder weniger scharfe geographische
Eingrenzung erlaubt. Ob die Bestatteten im Einzelfall ursprünglich aus der entsprechenden Region
kamen oder nur mittelbar von dort ihre Prägung erfuhren, lässt sich mit archäologischen Mitteln im
Einzelfall nicht präzise entscheiden. So muss wohl auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass
ein bestimmter Habitus von Personen übernommen werden konnte, die erst zu einem späteren Zeitpunkt den gentilen Verbänden beitraten. Dies setzt im Falle von Migrationsbewegungen ein gewisses Prestige der jeweiligen Kultur und auch die Möglichkeit voraus, das zur Ausstattung gehörige
„fremdartige“ Sachgut in neuen, fernen Regionen kontinuierlich herstellen zu lassen150. Warum man in
der neuen Umgebung eine besondere Bestattungsweise der Toten in voller Kleidung und angelegtem
Schmuck und Zubehör pflegte, kann hier nicht ausführlich erörtert werden. Einer der Gründe liegt
150
Über die Versorgung der mobilen Personenverbände mit Gebrauchsgütern, Zubehör und Schmuck ist allerdings kaum
etwas bekannt.
276
ZUR DEUTUNG REICH AUSGESTATTETER MÄNNERGRÄBER DES MITTLEREN 5. JHS. IM MITTELMEERRAUM
sicherlich in der Legitimations- und Identitätskrise der führenden gentilen Schichten und ist auch von
von Rummel am Beispiel der Vandalen klar zum Ausdruck gebracht worden: „Während die alte [römische, Ergz. des Verf.] Elite statusanzeigende Riten bewahrte, brauchten die neu in Afrika angekommenen Vandalen eigene Repräsentationsmittel, wie sie etwa in den beigabenführenden Gräbern sichtbar
werden.“151 Doch anders als von ihm im Weiteren ausgeführt, soll hier der Akzent wieder deutlich
zugunsten des barbarischen, gentilen Elementes verschoben werden: Nicht allgemein Angehörige der
spätrömischen Militäraristokratie der westlichen Reichshälfte, die von Rummel in Nordafrika gleichsam zufällig durch die Vandalen repräsentiert sah, sondern bestimmte Angehörige der barbarischen
gentes sind mit den Grabfunden zu verbinden. Dass dieser Ansatz keinesfalls auf einer strengen, die
Interpretation prägenden Dichotomie germanisch/barbarisch – römisch als Hintergrundbild beruht,
ergibt sich aus der Diskussion der Sachformen und Bräuche: Manchmal sind es nur Nuancen und regionale Verschiebungen, welche eine Unterscheidung gestatten.
Abbildungsnachweis
Abb. 1: nach einer Vorlage aus dem Internet. upload.wikipedia.org/wikipedia/commons/4/46/Partition_of_
the_Roman_Empire_in_395_AD.png
Abb. 2: nach KÖnig 1981, 347 Abb. 19.
Abb. 3: nach Kazanski 2001, 394 Abb. 4F.
Abb. 4: nach DAI Madrid, Negative PLF 1508 und 1514.
Abb. 5: 1 nach KÖnig 1981, 332 Abb. 11; 2 Foto Ch. Eger.
Abb. 6: Zeichnungen Verf.
Abb. 7, 8: nach Ducci–Ciampoltrini 1991, 53 Abb. 1; 55–57 Abb. 3–6.
Abb. 9: nach Kazanski 1996, 120 Abb. 8.
Abb. 10: nach Arbeiter 2008, 51 Abb. 9.
Abb. 11: nach Volbach 1976, Taf. 1.
Abb. 12: Zeichnung A. Darwich-Eger.
Abb. 13: 1,3 nach Ducci–Ciampoltrini 1991, 56 Abb. 4; 2, 4–5 nach BÖhner 1987, 415 Abb. 3.
Abb. 14: nach Menghin 1994/95, 190 Abb. 47.
Abb. 15: nach Schmauder 2002 II, 121 Karte 14.
Abb. 16: nach Keller 1986, 582 Abb. 4.
Abb. 17: nach Tejral 1987, 18 Abb. 5.
Abb. 18: 1–4 Zeichnungen A. Darwich-Eger; 5 nach Saller 1941; 6 nach Bignasca et al. 1996, 352 Abb. 989.
Abb. 19: nach Sommer 1984, Taf. 44.
Abb. 20: nach BÖhme 1986, 31 Abb. 8.
Abb. 21: nach Pérez Rodríguez-AragÓn 1992, 259 Abb. 4.
Abb. 22: 1,4,5 Zeichnungen Verf.; 2 Mackensen 2008a, 309 Abb. 1; 3 Sommer 1984, Taf. 10,1; 6 Boube-Piccot 1994,
102; Taf. 16.
Abb. 23: nach Heurgon 1958, 34 Abb. 7.
Abb. 24: nach Pinar–Ripoll 2008, 120 Abb. 1,3; Kleemann 2008, 96 Abb. 7.
Abb. 25: nach Quast 1993, 87 Abb. 51 mit Ergänzungen.
Abb. 26: nach Laporte 1999, 378 Abb. 5B–C.
Abb. 27: Foto Ch. Eger.
Abb. 28: DAI Madrid, Negativ R189-97-7.
Abb. 29: nach Frauberger 1895/96, Taf. 22.
Abb. 30: nach Petković–RuŽić 2005, 164 Taf. 6,G.44.
Abb. 31: nach Aurrecoechea Fernández 2001, 58 Abb. 25.
Abb. 32: nach Parker 1994, 387–388 Abb. 2–3; 392 Abb. 7.
Abb. 33: By courtesy of The British Museum, London.
151
von Rummel 2007, 385. – Es wäre aber sicherlich verfehlt, Bestattungs- und Beigabensitte ganz auf diesen Aspekt zu verkürzen. Weiterhin dürften überkommene Wert- und Brauchtumsvorstellungen eine Rolle gespielt haben. Beides muss einander nicht ausschließen.
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Mackensen 2008
Martin 1989
Martin 1994
Menghin 1983
Menghin 1994/95
Merlin 1912
Merrills–Miles 2010
Miks 2007
Palma Santos 2008
Parker 1994
Paul 2011
Pérez Rodríguez-AragÓn 1992
Petković–RuŽić 2005
Pinar–Ripoll 2008
Pohl–Mehofer 2010
Poinssot 1917
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Poinssot–Lantier 1934
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Ragona 1963
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Richardot 2005
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von Rummel 2007
von Rummel 2008
von Rummel 2009
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Sannazaro 2006
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Scharf 2001
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